Politische Skandallitteratur.
mehr in der ethischen Wertschätzung der Haujserianer fehlgreifen.
Denn nur die hier zergliederte Schundlitteratur ist die einzige
Quelle ihrer unlauteren Behauptungen. Nicht einmal Seybolds
kaum für eine Theaterposse ausreichende Staatsratssitzung fehlt bei
Seiler. Auflage 1840 Kap. IX: „Der Tod Ludwigs setzte die mit
dem Kaspar Hauserschen Drama in Verbindung stehenden Personen
in nicht geringe Verlegenheit. Noch in der Stunde des Todes des
dahingeschiedenen Regenten versammelte sich der Geheime-Staatsrath,
in welchem damals der Präfident v. *** (Vater des unglücklichen
Karl v. B***x, des Geliebten Johannas, 1845 Kap. X:
des Geliebten Emiliens) den Vorsitz führte“ (vgl. oben S. 115 An—
merkung).
Sogar der Pessimismus ist berechtigt zu glauben, daß das
Jahr 1848 einen solchen anekelnden Schlamm weggeschwemmt haben
würde. Aber leider! Der Philosoph Ludwig Feuerbach fühlte sich
berufen, fast zwanzig Jahre nach dem Tode seines berühmten Vaters,
das von diesem selbst dem unbedingtesten Geheimnis anvertraute,
und noch in dem Jahre der Entstehung faktisch von ihm verleugnete
Memoire zu veröffentlichen. Durch diese unphilosophische That
verließen (nach 1852) die Prinz-Kaspar-Märchen die Kutscher⸗ und
Bedientenstuben und schritten von da an in einer Juristentoga einher.
Ja der Herausgeber des jammervollen Memoires hat sich so weit
vergessen, daß er (S. 885) berichtet, sein Vater habe am 25. Juli
1832 einen ähnlichen Schlaganfall (wie sein Hausarzt Dr. Albert
angab, einen „rheumatischen Schlaganfall“) erlitten wie im J. 1829;
dann (S. 345) daß er in seiner geliebten Vaterstadt (Frankfurt)
am Pfingstmontag auf einer Spazierfahrt nach Königstein plötz—
lich erkrankte und zwar an „einem ähnlichen Schlaganfall, wie er
das Jahr vorher erlitten hatte, der aber dieses Mal schon in der
Nacht des nächstfolgenden Tages (am 29. Mai) mit dem Tode
endete.“ Gewiß in Feuerbachs Alter, bei seiner körperlichen Prä—
disposition und geistigen Überanstrengung, doch die allernatürlichste
Sache von der Welt! Der Philosoph aber läßt folgen: „Das
Publicum im Allgemeinen (27) aber schrieb die Ursache seines Todes
einer Vergiftung wegen seiner Theilnahme an Kaspar Haufser's
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