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sehen bereits aus dem Titel, gegen wen sie gerichtet ist: gegen 
Reinhold und den grösseren Fichte. Fällt doch die Ent- 
stehung dieser Abhandlung in das Geburtsjahr der ‚„Wissen- 
schaftslehre‘“, deren abfälliger Kritik im Lager der Kantianer 
oder — besser gesagt, eines Teiles derselben — (Kant stand 
hier ja an der Spitze der Opposition) Feuerbach sich ange- 
schlossen hatte. 
In Betracht, sagt er da, eines obersten Grundsatzes der 
Philosophie entstehen zwei Fragen: Kann €s einen Satz geben, 
der an sich keines Beweises bedürfte ? und „kann es einen Satz 
gyeben, über den wir nicht in bezug auf seine Folge weiter 
hinausgehen müssten ?““1) Die Antwort Feuerbachs lautet hler- 
auf folgendermassen: Das menschliche Gemüt ist Gegenstand 
der reinen Philosophie, insofern uns dessen Beschaffenheiten 
nicht durch unmittelbaresı Bewusstsein bekannt sind. In der 
reinen Philosophie ist aber Erkerintnis nur durch Schlüsse mög- 
lich. Also kann derjenige Satz, welcher Ausgangspunkt und 
Grundlage unseres gesamten Philosophierens bilden soll, nur 
ein im Bewusstsein, gegebenes Faktum ausdrücken, das sich 
auf das menschliche Gemüt bezieht. Denn nur Fakta haben 
unmittelbare Gewissheit, müssen also nicht mehr bewiesen 
werden. Da nun der oberste Satz der Philosophie etwas un- 
mittelbar Gewisses ausdrücken muss, so kann er nur eın Fak- 
tum ausdrücken. Wenn, also der Satz, den wir an die Spitze 
der Philosophie stellen, etwas unmittelbar Gewisses ausdrückt, 
bedarf er keines Beweises; seine Wahrheit stützt sich auf das 
Faktum, das er ausdrückt, und, ist sein Inhalt wirklich in dem 
Bewusstsein gegeben, so bedarf es nur einer unbefangenen Re- 
flexion über dasselbe, um ihn wahr zu finden. 
Hiernach liesse sich die Existenzmöglichkeit eines solchen 
Satzes denken. 
Auch. der Einwand,?) dass unsere Reflexion sich geirrt 
habe, unser Bewusstsein getäuscht war, ist nicht stichhaltig. 
Denn das sicherste Kriterium der Wahrheit eines solchen Fak- 
tums bestünde darin, dass ich es schlechterdings nicht auf- 
geben, und ohne Widerspruch mit mir selbst als nicht vor- 
handen nicht denken kann. Aber ein anderes Moment zeigt 
1) cfr. Brief in „Leben und Wirken“ Bd.I S.51 ff, Nieth, J. Bd. 2 5.312. 
2) efr. Nieth. S. 316.
	        
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