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Hypothesen.
Klosters auferzogen worden sein, vor dem Sonnenlicht und dem An—
gesicht der Menschen ängstlich verborgen gehalten, wie ein großes
Argernis und die Sünde selbst?“ Meyer schreibt: „Allem Vermuten
nach wurde Kaspar Hauser in einem Pfarrhof Altbayerns von seinem
natürlichen Vater im Verborgenen, aber nicht gerade in einem Ge—
fängnis aufgezogen; mit der Zeit aber wurde der Bursche zu groß,
als daß man ihn länger vor der Welt hätte verborgen halten können.
Deshalb schaffte ihn sein Vater nach Nürnberg, in der Hoffnung,
daß er dort beim Militär unterkomme.“ Diese Ansicht scheint mir
aber auf einer protestantischen Verkennung des weiten Herzens der
heiligen Mutter Ecclesia und der vorzüglichen Abrichtung ihrer Kinder
zu beruhen. Und wenn man bei Kaspar Hauser als Wahrheitskern
des Einsperrungsmärchens eine in Zurückgezogenheit ver—
lebte Jugend annehmen will, so scheint mir eine andere Frage
Mittelstädts — „Warum soll Hauser nicht das eigene oder das
Pflegekind irgend eines einsam in den Bergen oder im Walde
lebenden Taglöhners gewesen sein, der den Tag über seiner Arbeit
nachging, das Kind in seiner Hütte eingeschlossen sich selbst überließ,
und sich feiner entledigte, sobald der Knabe halberwachsen und die
Gelegenheit günstig war?“ — den Umständen besser zu entsprechen.
Auf meinen Gebirgswanderungen sah ich schon manches einsame Ge—
höft, das sich zu einer ganz normalen Hausergeschichte eignen würde.
Zu der Pfaffentheorie würde übrigens die von Feuerbach schon
1828 und von Stanhope noch 1833 vertretene Einschüchterungs—
theorie, die Kaspars Verlogenheit eingesteht, wohl am besten
passen. Diese Annahme setzt aber erstens ein durch gar nichts er—
wiesenes Verbrechen voraus, und zweitens kann ich bei einem Bur—
schen wie Kaspar Hauser an eine fünfjährige Nachwirkung von
Drohungen gar nicht glauben.
2) Kaspar Hauser war durchgebrannt. Merker meinte schon
1830, daß „er einer Kunstreitergefellschaft entlaufen sein könnte,“
und v. Lang im Januar 1834: „Meines Dafürhaltens möchte er
der Knabe irgend eines Bettlerhaufens in Niederbayern gewesen sein,
den seine Eltern mit auf die Wallfahrten nach Alten-Ottingen u. s. w.
herumgeschleppt, wo er sich bald als Krüppel bald als lächerlicher