In des vaters Werhkstatt.
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bringen. Er möge sich daher am Malen immerhin vergnügen,
aber nur nach vollbrachter Arbeit seines eigentlichen Berufs.
Meister Wolgemut fügte sich dieser Meinung seines Freun—
des, bedauerte aber im stillen die Berufswahl, die derselbe für
seinen Sohn getroffen. Auch ihm hatte Albrecht jenes Madonnen—
bild einmal im Vertrauen gezeigt, und er hatte seinem Erstaunen
über die Leistung des vierzehnjährigen Knaben unverhohlen Aus—
druck gegeben mit dem Bemerken: „Hätte ich eitel solche Knechte
in meiner Werkstatt, ich wollte wohl frohere Tage haben.“
Dem Albrecht war dieses Wort im Herzen sitzen geblieben,
doch bewahrte er es als ein stilles Geheimnis und arbeitete
weiter in der Goldschmiedewerkstatt, seinem Vater unterthan.
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Der Lenz verging, der Sommer desgleichen, der Herbst
zog verwüstend über die blühende Flur und hüllte die Welt in
graue, schwermütige Nebel. Es wurde kalt auf Erden, in den
Kaminen loderte wieder das Feuer und sammelte die Familien
um die wärmende Flamme.
In Albrechts Seele war eine Wandlung vor sich gegangen.
Das Wort des Meisters Wolgemut von dem vertrauten Pfund,
mit dem man wuchern müsse, und die Gegenrede seines Vaters:
„Niemand vermag zweien Herren zu dienen“ hatte ihm keine
Ruhe gelassen. Er hatte die beiden Sprüche beständig in seinem
Herzen bewegt und sich bemüht, sie mit einander in Einklang
zu bringen. Und je vergeblicher nun diese seine Bemühung
war, desto unruhiger ward er, denn mehr und mehr ward ihm
klar, daß die Goldschmiedewerkstatt nicht der Platz sei, zu
welchem ihn Gott erschaffen. Immer fremde Muster in Gold
und Silber nachzubilden, diese Beschäftigung befriedigte ihn je
länger desto weniger, denn mächtig regte sich in ihm der