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Hans Sachs.
will, allein von jetzt ab nahm Sachsens Popularität immer mehr ab,
sein Ansehen sank mit Blitzesschnelle.
„Als mit dem dreißigjährigen Kriege“, sagt Karl Goedeke!)
„neben der Fülle anderen Unheils auch das Unheil der fremdlän—
dischen Literatur in Deutschland wieder hereinbrach, die im Refor—
mationszeitalter kaum überwunden war; als aller nationale Gehalt,
alle nationale Form dem Auslande zum Opfer fiel und die Kluft
zwischen den gelehrten und ungelehrten Kreisen des Volks, die während
des 16. Jahrhunderts geschlossen erschien, sich wiederum gähnend
öffnete, da gerieten auch die Werke des Nürnberger Dichters, des
vollkommenen Vertreters volksmäßiger Kunst, in unverdiente Ver—
gessenheit, ja allmählich in Verachtung, so daß nach einem Jahr—
hundert der Name des gefeiertsten Dichters seiner Zeit bei dem arm—
seligen Geschlechte der armseligsten Poetaster zum Schimpfworte wurde.“
Das „Hans Sachs war ein Schuh- macher und Posét dazu“
erklang durch ganze Jahrhunderte hindurch und nistete sich so tief
beim deutschen Volke ein, daß jener spöttelnde Vers noch heutigen Tages
vielfach zu hören ist und sprichwörtlich wurde für dichtende Geister, deren
formliches und gedankliches Können weit hinter ihrem Wollen zurückbleibt.
Mit Beginn des 18. Jahrhunderts schenkten aber schon einige
bedeutendere Gelehrte dem Nürnberger Poeten wieder größere Auf—
merksamkeit, so Christian Thomasius, ein berühmter akade—
mischer Rechtslehrer und Vorkämpfer für deutsches Wesen und deutsche
Literatur, und auch Gottsched ist in seinen Bestrebungen um die
Wiederbelebung älterer Dichter Deutschlands und um die Hebung
der deutschen Metrik und Poetik nicht ohne Einfluß geblieben für
die Wiederherstellung des Dichteransehens des Nürnberger Meisters.
Zur völligen Klarheit über Hans Sachs gelangten die deut—
schen Gelehrten- und Poetenkreise aber erst in der zweiten Blüte—
periode unserer Literatur, Ende des 18. Jahrhunderts.
Als sich in unserem Vaterlande an der Begeisterung für die
zeitgenössischen Dichter auch die Pietät gegen die Vertreter der glor—
reichen erst en Blütenperiode deutschen Singens und Sagens und gegen
deren Epigonen, die Meistersinger, entzündete, da erinnerte man sich auch
wieder mit größerer Liebe an den schlichten Nürnberger Poeten, der
sich ehedem so tief in manches deutsche Herz hineingesungen hatte.
Und es war kein geringerer als unser Altmeister Goethe, der
Hans Sachs völlig aus dem Dunkel der Vergessenheit heraushob
i) „Deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts“, herausgegeben von
K. Goedeke und Julius Tittmann, 4. Bd. S. VI.
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