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„Nun mit diefer Iekten Ermahnung lege ich denn meinen
Hirtenftab feierlich nieder vor euren Augen, und übergebe ihn
meinem Herrn Amts Nachfolger, dem, Wächter zu fein über eure
Seelen, nunmehro‘ aufgetragen if. Shm müfle e8 gelingen,
was mir unmöglich geblieben! Er müffe da in Freuden ernten,
wo ich unter Thränen: gefäet. Wer den Herrn fürchtet, Der
nehme ihn auf als einen Boten des Friedens, der Friede mit
Sort durch Chriftum unter euch zu fliften hat. Deffen Segen
müffe im erftfen Sahr reichlicher, als der meinige nach viel
verwendeter Mühe werden! “
„Wehre, ewige Liebe! daß er nie fein Amt unter Seufzen
an diefen Seelen verrichten darf. Sieb ihm Worte des Lebens,
die Sichern zu weden — den Todten Stimme der Auferftehung
den Lebendigen Stärke zur Vollendung einzuflößen.
„YXuf nun, Taffet uns von hinnen gehen! — — Vergönnt
mir -aber, daß ich noch Einen und den Andern unter euch im
Seifte umarmen darf. — Dank, unvergeßlihen Dank euch,
ihr FIonathans, euch, ihr NMathanaels, deren fo manchen mir
der Herr hier zugewiefen hat. Euer Name bleibe im meinem
Inwendigen unaustöfchlich angefchrieben. — Mein Sott gedenFe
eurer auch im Beften. Ihr habt mich oft erheitert, wenn ich
frauerte — ihr habt mit eurer Treue mich erquit, wenn ich
niedergedrückt war. E85 werde euch dorthin angerechnet, wo
unfer Herr fo gnädig fagt: das habt ihr mir gethan. Fürz
wahr! ihr macht mir das Scheiden fchwer — denn der Sedanke
bom nicht mehr Sehen, von feltnerem Sehen, ift in der That
ein frauriger Gedanke — — doch, ewig wieder fehen, bringt
ja Alles ein. BVergeßt meiner in der Ferne nicht — nicht vor
dem Herrn — nicht unter der Zahl eurer Freunde! Vergeßt
deffen nicht, der doch fo viel an fich hat, daß er Freundfchaft
unter die größten SlückfeligFeiten der Menfchen z4Hlt! — —
Doch! vergeßt meines Bildes und meiner Seftaltz ich habe
eine Dringendere Bitte: Bleibt, bleibt bei hm, auf daß, wenn
Er Fommt, wir Freudigkeit haben an dem Tage feiner
Zukunft. 4