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Wunsch und schrieb einen langen Brief an die Seinen, in dem er
sein Glück meldete und von Neuem um Verzeihung bat.
Aber die Antwort darauf blieb aus. Erst als der alte
Ullmer auf dem Sterbebette lag, konnte er sich entschließen, den
Sohn zurückzurufen.
Georg kam, aber nicht ohne sein geliebtes Weib und sein
nunmehr sechsjähriges Söhnlein. Scheu und schüchtern zog Käthe
in das Haus der stolzen Schwiegerältern ein. Aber wo der Cod
seine Schwingen regt, vergißt man Hochmut und Vorurteile —
sie wurde empfangen, wie es ihr als Gattin des ältesten Sohnes
des Hauses gebührte. Und der Achtung, die ihr bescheidenes
und freundliches Auftreten errang, folgte gar bald die Liebe.
Keines der Familien-Angehörigen konnte dem Liebreiz und der
hingebenden Güte der jungen Frau sein Herz verschließen.
Des alten Ullmer Zuneigung gewann, noch vor Käthe,
deren Knabe. Noch im letzten Stündlein war der Ratsherr stolz
auf den schönen, wohlerzogenen Enkel, der seinen Namen trug
und diesem gewiß dereinst Ehre machen würde.
Mit dem langersehnten, langentbehrten Segenswort für das
junge Paar und dessen Kind schied Wenzel Ullmer aus dem
Leben.