Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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die Charakterisierung ist verständnisvoll gehalten. Hans Sachs habe 
es zu einer solchen Vollkammenheit in der Meistersängerkunst ge- 
bracht, „daß er alle, so vor ihn gewesen, weit übertroffen, auch 
niemand seines Gleichen nach sich haben wird“; es werde sein 
„Gedächtnuß, von gemeinen Leuthen, nicht minder, als deß Homeri, 
Virgilii, Ovidii und Horatii von denen Gelehrten, so lange die Welt 
stehet, verehret werden“. Dem Wort Bar schenkt auch Wagenseil 
Aufmerksamkeit. Er versteht darunter die Lieder der Meistersänger. 
Wenn er jedoch dabei gegen Morhof bemerkt, daß dieser Bar als 
Ton fasse, so trifft dies nicht zu, denn auch Morhof faßt Bar als 
Lied auf und hat sich nur einmal etwas unklar ausgedrückt. * Hans 
Sachs wird auch sonst im Laufe der Darstellung von Wagenseil 
öfters erwähnt. Er unterrichtet (S. 534—540) seine Leser auch 
darüber, welche Töne zu seiner Zeit namentlich in Nürnberg ge- 
sungen zu werden pflegten; darunter finden sich auch zehn von 
Hans Sachs, unter diesen der Rosenton. Der Altdorfer Professor 
hat offenbar manche Anregung von Puschman empfangen, den er 
mehrmals anführt, und so schließt er denn auch seine Darstellung 
des Meistergesanges mit den Worten, mit denen sich Puschman 
allen Liebhabern dieser holdseligen Kunst empfahl. 
Wagenseil starb im Jahre 1705. Als sein Nachfolger im Lehr- 
fach für orientalische Sprachen erscheint Gustav Georg Zeltner.* 
Doch nicht allein der Geist des Orientes verband ihn mit seinem 
Vorgänger, auch in der Wertschätzung Hans Sachsens waren sie 
gleichgestimmt. Zeltner hat vor allem eine Seite der Schaffenskraft 
Hans Sachsens berührt, die sonst stark im Hintergrunde bleibt, 
indem er seine „unvergleichlich artige Dialogos“ rühmt. Freilich 
fehlt er insoferne, als er unter die sieben Dialoge auch „Die Witten- 
bergische Nachtigall“ rechnet.? Den Theologen Zeltner mögen neben 
Hans Sachsens Liedern besonders seine Dialoge ihres erbaulichen 
Inhaltes wegen angezogen haben: sein dogmatischer Indifferentismus 
1 Morhof, Unterricht, S. 376—379, 
2 Zeltner war 1672 zu Hilpoltstein im Nürnbergischen Gebiete ge- 
boren (Baier a. a. O0. S. 68). 
3 Zeltner, Kurtze Erläuterung der Nürnbergischen Schul- und Re- 
formations-Geschichte, aus dem Leben und Schrifften des berühmten Sebald 
Heyden, Rectoris bey S. Sebald, gesammelt. Nürnberg, 1732, S. 9 Anm,, 
S. 70. Heyden war Zeitgenosse des Hans Sachs.
	        
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