„Ein Brief, den ich von meiner Frau bekomme,
nötigt mich, nach München unverzüglich abzureisen +—*“
„Hierdurch werden wir, wie ich erwarte, die Freude
haben, uns viel früher zu sehen, als sonst der Fall sein
würde, und hoffentlich vor dem Ende des künftigen
Monats.‘‘
Jetzt‘ kommt das Entscheidende:
„Ich denke diesen Brief erst dann abzufertigen, wenn
ich in Bayern angekommen bin, damit Du die Zu-
friedenheit haben magst, zu erfahren, daß Du in dem-
selben Lande bist mit Deinem Dich herzlich liebenden
Pflegevater Graf Stanhope ‘““
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An dem Tag, wo der Brief beendet ist, am 17. Dezember,
reist Stanhope von Wien ab, und zwar direkt nach Mün-
chen. Hat er das Schreiben dorthin vorausgeschickt
oder mitgenommen? Der Wortlaut dessen, was ich
soeben vorgelesen habe, spricht für das zweite. Immerhin
ist es nicht ganz undenkbar, daß er ihn von Wien nach
München adressiert hat, obwohl das in der Zeit der Post-
kutsche keinen Sinn hatte; denn Stanhope reiste selbst so
schnell wie möglich. Der Brief konnte gar nicht vor ihm in
München ankommen. Jedenfalls ist das Folgende sicher:
Am 20. Dezember stand bereits in allen Münchener
Blättern der Tod Kaspar Hausers mit den üblichen Zei-
tungsglossen. Stanhope, auf der Reise zwischen Wien und
München, muß den Tod spätestens erfahren haben am
Weihnachtsabend, den 24. Dezember, auf der Poststation
Garching zwischen Salzburg und München. Er ist, wie
noch heute aus den Fremdenlisten der Münchner Zei-
tungen nachgewiesen werden kann, am 25. Dezember in
München eingetroffen. Mag er den Brief bei sich gehabt
haben oder mag er vorausgesandt sein, jedenfalls be: