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Ameisensäure weist in beiden Reihen den höchsten‘ Wert auf und von ihr
ausgehend, nehmen beide Werte im gleichen Sinne ab. Doch nicht nur
die Reihenfolge ist die gleiche, auch das Intervall der einzelnen korre-
spondierenden Zahlen ist übereinstimmend und am gröfsten zwischen
Ameisensäure und Essigsäure. Somit gewinnt man aus diesen Berechnungen,
m Vergleich mit den Versuchsergebnissen, die Überzeugung von der
höchst wahrscheinlichen Richtigkeit der Überlegungen über Oberflächen-
spannung und Binnendruck, wie der Giltigkeit des Obersatzes, womit die
Beweiskraft der Methode des Vergleiches von Versuch und Berechnung
erschöpft ist. Wichtig, aber durchaus nicht unerwartet, ist der Umstand,
dafs nur innerhalb von Gruppen ähnlicher Zusammensetzung, genügende
Jbereinstimmung stattfindet.
Der Grund hiefür liegt hauptsächlich in der Berechnungsmethode,
welche lediglich die Anziehung zwischen zwei Teilchenschichten berück-
sichtigt, innerhalb deren jedoch nicht alle Dimensionen der Schwingung
eines Teilchens ihren Einflufs äufsern können. Die Gruppierung der Atome
'n der Molekel wird aber zweifellos die Schwingungsform und damit die
Dimensionen der Einzelteilchen beeinflussen und Formen hervorrufen,
welche von jener der Kugel abweichen.
Je nachdem nun die Teilchen ihre gröfste Dimension senkrecht oder
parallel zur Oberfläche haben, müssen verschiedene Werte für X und damit
ür die Oberflächenspannung entstehen. Diesen Umstand haben schon
viele Forscher erwähnt, so in. letzterer Zeit J. Traube und versteckt findet
sich auch eine diesbezügliche Andeutung in den Sätzen Wilhelmy’s, nämlich,
wo es heifst : »Isomere, analoge Verbindungen haben gleiche Koefficienten.«
Das Wort analog läfst vermuten, dafs genanntem Forscher die Anordnung
der Atome im Teilchen von Bedeutung erschien.
Viel verwickelter und schwieriger als die Vorgänge bei Entstehung
von Binnendruck und Oberflächenspannung sind die Erscheinungen der
Kapillarität zu erklären, und zwar, weil verschiedene Kräfte in Wechsel-
wirkung treten müssen, um diese Erscheinungen zu erzeugen, weshalb die
Kapillarität auch erst ziemlich spät in ihrem Zusammenhang mit der Ober-
Jächenspannung erkannt wurde (1804 von Young). Theoretisch ist jedoch
zeit jener Zeit kaum nennenswertes auf diesem Gebiete geleistet worden.
Unter den Begriff Kapillarität fallen vor allem die Formänderungen
der Flüssigkeitsoberfläche, also auch die Thatsache, dafs jede Flüssigkeit
das Bestreben zeigt, Kugelform anzunehmen. Zur Erklärung dieses Vor-
ganges kann wieder, wie oben, eine regelmäfsige Anordnung der Schwingungs-
mittelbunkte der Teilchen angenommen werden, z. B
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