Objekt: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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wußte er zurückzuweisen, auch sonst zeigte er sich den Pflichten seines 
Amtes wenigstens einigermaßen gewachsen und stellte dadurch sein schon 
fast gänzlich verloren gegangenes Ansehen wieder her. Doch nur auf 
kurze Zeit, denn kaum hatte er (im August 1398) den Boden seines 
angestammten Königreiches betreten, als er auch schon wieder in seine 
alte Gleichgültigkeit verfiel und sich um die Reichsgeschicke so wenig 
kümmerte, wie früher. Endlich reifte die allgemeine Abneigung gegen 
Wenzel, namentlich die der rheinischen Kurfürsten, zur That. Jetzt 
wollte man auch nichts mehr von einem vom König zu ernennenden 
Reichsverweser wissen. Denn voraussichtlich wäre dies der Bruder 
Wenzels, der König von Ungarn, Sigmund geworden und das Luxem— 
burgische Haus wollte man überhaupt nicht. So sprach denn eine 
Fürstenversammlung zu Oberlahnstein am Rhein, bei der von den 
Kurfürsten allerdings nur vier, nämlich die drei rheinischen Erzbischöfe 
und der Pfalzgraf zugegen waren, am 20. August 1400 König Wenzel 
der deutschen Krone verlustig und wählte des andern Tags auf dem 
Königsstuhl zu Rense den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz, der 
sich bei der gegen Wenzel gerichteten Bewegung am meisten hervor—⸗ 
gethan hatte, zum König. 
Das eigenmächtige Vorgehen der Kurfürsten schien den alten 
Hader und die Zwietracht, in der König Wenzel und die anderen 
Glieder des Luxemburgischen Hauses mit einander lebten, beseitigt zu 
haben. Hoch und heilig vermaß man sich, den dem König angethanen 
Schimpf zu rächen. Doch die Einigkeit war von kurzer Dauer. So— 
wohl Wenzels Bruder Sigmund, der König von Ungarn, wie seine 
Vettern Jobst (Jodokus) und Prokop, die Markgrafen von Mähren, 
erhoben so maßlose Forderungen, daß es von neuem zum Streite kam 
und Wenzel nicht nur seine Absicht, ins Reich zu kommen und sein 
Herrscherrecht auszuüben, aufgeben mußte, sondern daß er sich in 
seinem eigenen Erbland Böhmen in einen ärgerlichen Krieg verwickelt 
sah. So gewann Ruprechts Königtum ziemlich rasch an Anhang, 
auch bei den Städten, die wohl mehr aus vorsichtiger Politik als aus 
anhänglicher Treue am längsten zu Wenzel hielten. Sehr behutsam 
handelte auch unser Nürnberg. Lange wurde im inneren und äußeren 
Rate (der Genannten) *) beratschlagt, was man am ehesten thun dürfe, 
ohne die Stadt in Gefahr zu bringen. Da man aber von der Träg— 
heit Wenzels keinen energischen Widerstand erwarten durfte und man 
mit Recht fürchtete, wenn man sich ihm anschlösse, doch im Stiche 
gelassen zu werden und da alle Fürsten und Herren in der Nachbarschaft 
der Stadt zum neuen Könige hielten, wurde beschlossen, sich gleichfalls auf 
7Stãdtechroniken, Bd. J. S. 201. 
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