Der Waldbruder mit dem Esel ꝛc.
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Den Esel schlugen sie zu Haufen.
Da kam ein Jäger hinzugelaufen,
Der schrie: „O ihr großen Phantasten!
Des Esels genießet ihr am basten!
Lebend, tot ist er euch nichts nütz.“
Sogleich der Junge ward urdrütz“
Der Welt, die sie mit Spott und Straf'
So gar an allen Orten traf,
Sprach: „Hat die Welt an einem Tage
über uns hald so viel der Klage,
Sollten wir denn alle Tage darin bleiben,
Was Wunders würde sie mit uns treiben!“
Und kehrte mit dem Alten dar
In den Wald, aus dem er gekommen war.
Der Beschluß.
Nun merk' bei dieser alten Fabel,
Gedichtet uns zu einer Parabel,
Daß, wer in dieser Welt will leben,
Der muß sich ganz und gar ergeben,
Daß er der Welt nichts recht thun kann
In allem, was er fahet? an,
Wie er dazu sich immer stell',
Er sei dazu auch, wer er well,
Wie hoch von Adel, Geschlecht und Stamm,
Wie würdig von Geburt und Nam',
Wie reich, wie weis' und wohlgelehrt,
Wie gewaltig, groß und hochgeehrt,
Wie nützlich, wie lieblich und vorsichtig,
Wie wahrhaft, standhaft und aufrichtig,
Wie tugendhaft, treu und gerecht,
Wie bescheiden, wie fromm und schlecht?ẽ
Wie züchtig, still, sittlich, demütig,
Wie freundlich, leutselig und gütig,
Besten.
Überdrüssig.
Fängt.
Wolle.
Schlicht.
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Hans Sachs. Ausgewählte Gedichte