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Vipernatter (60 und 124 Verse), „Teufel und Landsknecht“ (45 und
175 Verse), „Spinne und ZSipperlein“ (60 und 204 Verse) u. a.
Dem Inhalte nach zeigen die Meistergesänge dieselbe reiche Mannig⸗
saltigkeit wie die übrigen Dichtungen Sachsens. Und wir können die
Jeradezu unglaubliche Belesenheit des Meisters nicht genug bewundern,
der alles gelesen haben muß, was zu seiner Zeit in deutscher Sprache
gedruckt war, daneben gewiß vieles, was er nur handschriftlich erlangen
onnte. Er schöpft den Stoff zu seinen Baren aus der Bibel, dem
iltesten und unerschöpflichen Borne aller Meistersänger, aber er kennt
zuch alle damals verdeutschten Schriften der griechischen und römischen
Dichter, Geschichtschreiber und Philosophen; er besaß eine umfassende
Kenntniß der alten und neuen Geschichte, der griechischen und römischen
Mythologie, der deutschen Heldensagen, der damals verbreiteten Volksbuͤcher
and Chroniken, wie er auch die Sammlungen von Schwänken, Legenden,
Reisebeschreibungen, Novellen der deutschen und fremder Literaturen kennt.
Es ist daher wirklich schwer zu begreifen, woher der fleißige Handwerker
die Zeit genommen hat, das Alles zu lesen. Er sagt aber selbst, daß er
nächst Gott keine größere Lieb', Ergetzlichkeit und Freude habe, denn mit
Lesen und Beschreiben schöner Historien, geistlich und weltlich.
Die Meisterlieder Sachsens sind aber ebensowenig nach unserem
Sinne lyrisch wie der Meistergesang überhaupt. Die Zeit, in der er lebte,
var im allgemeinen mehr objectiv, also episch gehalten. Man erzählt,
man berichtet eine Begebenheit getreu und einfach, das Ich des Dichters
ritt viel zu wenig in den Vordergrund. Und so hat Sachs in den
Meisterliedern denselben Zweck vor Augen wie in seinen übrigen Dichtungen,
»elehrend und bessernd auf das Volk zu wirken, weshalb in den Meister—
liedern die Moral ebenso wie in den erzählenden und dramatischen Ge—⸗
dichten ausdrücklich hervorgehoben wird.
Wenn wir auf eine Besprechung der Stoffe in den Meisterliedern
Sachsens selbst eingehen,) so muß zunächst hervorgehoben werden, daß
eine älteren Meisterlieder sämmtlich geistlichen Inhaltes sind. Unter den
135 Meisterliedern des zweiten, im Jahre 1528 vollendeten Bandes seiner
Dichtungen behandelt kaum ein Dutzend andere als biblische Stoffe. Manche
derselben sind in dem Tone unserer Legenden und Parabeln geschrieben.
Von letzteren set eine ihres tiefen Sinnes wegen hier berührt; sie ist
betitelt: „Vermahnung zur Buße“. Ein kühner Held, der Leib, vermählt
iich mit einem auserwählten zarten Fräulein, der Seele. Ein Wächter
mahnt sie, der Tag sei nahe, sie mögen erwachen, auf daß sie nicht
den Zorn des Herrn auf sich laden. Diese Meisterlieder biblischen In⸗
9 Der Verfasser benutzte für die Besprechung der Schriften H. S. die
Ausgaben von Goedeke, Tittmann (neue Auflage besorgt von E. Goetze), von
Dr. Arnold (Kürschners deuische Nationalliteratur, 20. und 21. Band), dann
einzelne Bände der von A. v. Keller begonnenen, von E. Goetze fortgesetzten
Gesammtausgabe. Die Sprache und Schreibweise der Citate wurde der jetzigen
Schriftsprache möalichst angepaßt.