Allgemeine wirtschaftliche und soziale Fürsorge
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technischen Angestellten aller Art. Beim maschinentechnischen Beruf, der sichtlich an Überfüllung leidet,
herrschte lediglich einige Nachfrage nach jüngeren Technikern und Zeichnern des allgemeinen Maschinen—
baues. Etwas günstiger war die Lage für Elektro-Ingenieure und Techniker. Nach Bautechnikern des
Hochbau-, besonders aber des Tiefbaufaches — unstreitig einer der aussichtsreichsten Berufe der
nächsten Jahre — herrschte das ganze Jahr über rege Nachfrage, hauptsächlich auch von seiten der
mit Notstandsarbeiten betrauten Straßen-, Fluß- und Kulturbauämter. Gegen Ende des Berichts—
jahres trat bereits Mangel an brauchbaren Tiefbautechnikern ein.
Besondere Sorgenkinder der Angestelltenabteilung waren die zahlreich vorgemerkten Werk—
meister, die, meist im vorgerückten Alter stehend, weder in ihrem Beruf auf dem freien Stellenmarkt
noch bei Notstandsarbeiten ihrer sozialen Stellung entsprechend untergebracht werden konnten. Um der
Not unter den stellenlosen technischen Angestellten zu steuern, wurden die langfristig Erwerbslosen
unter ihnen bei der Vermittlung von Notstandsarbeiten weitgehendst berücksichtigt. 118 fanden auf
diese Weise ihrem Beruf entsprechend als Techniker, Gruppenführer, Zeichner, Lohnrechner, Sanitäter
und dergleichen, 41 als Arbeiter vorübergehenden Verdienst.
Bei der Fachabteilung für Landwirtschaft waren im Berichtsjahre 619 Arbeitsuchende
und 540 offene Stellen gemeldet, von denen 401 besetzt werden konnten. Die Zahl der Arbeitsuchenden
wäre höher, wenn es möglich wäre, alle Arbeitskräfte, die überhaupt für landwirtschaftliche Arbeit in
Frage kommen, zu erfassen. Trotz gewissenhaftester Bekämpfung der Landflucht seitens des Arbeits—
amtes gelang es doch immer wieder Landarbeitern, unter Umgehung des öffentlichen Arbeitsnach—
weises, in der großstädtischen Industrie oder aber im Hausgewerbe unterzukommen. Um die heurige
Lichtmeß fiel es auf, daß im Gegensatz zu früheren Jahren Allein-, Groß- und Pferdeknechte nur in
ganz geringer Zahl verlangt wurden, während die Stellenangebote für zweite Knechte und Klein—
knechte erheblich zunahmen. Trotzdem konnten die für ältere Knechte in letzter Zeit wieder gemeldeten
Stellen nicht samt und sonders besetzt werden, da die dafür in Betracht kommenden Arbeitskräfte sich
seinerzeit alsbald verlaufen oder anderweitig Arbeit gefunden hatten. Gutsbeamte, Arbeiter- und
Schweizerfamilien suchten in der Berichtszeit wieder in größerer Zahl um Arbeit nach. Die Unter—
bringungsmöglichkeit war jedoch äußerst gering. Mit auswärtigen Arbeitskräften wurden keine guten
Erfahrungen gemacht. In den ersten Monaten des Berichtsjahres gelang es wiederholt, Jugendliche
und zum Teil auch ältere städtische Erwerbslose (im ganzen 120) der Landwirtschaft zuzuführen. An
mittelfränkische und andere baverische Arbeitsnachweise konnten 39 Arbeitskräfte mit Erfola über—
wiesen werden.
An landwirtschaftlichen Dienstmägden herrschte während des ganzen Jahres empfindlicher
Mangel, der am meisten um Lichtmeß in Erscheinung trat. Wohl meldete sich eine beträchtliche Anzahl
von Mägden und Landwirtstöchtern, jedoch konnte nur ein geringer Teil in die Landwirtschaft ver—
mittelt werden. Die Mehrzahl hat trotz eindringlicher Belehrung die Annahme von Arbeit in der
Landwirtschaft abgelehnt und vermutlich durch persönliche Umschau oder sonstwie ein Unterkommen
in der Industrie oder in der Hauswirtschaft gefunden. Von 432 offenen Stellen konnten 191 besetzt
werden. Zu Erntearbeiten wurden 47 Frauen und Mädchen vermittelt. Außerdem wurden 11 an
Ostern 1926 aus der Schule entlassene Mädchen vom Berufsamt Düsseldorf nach hier übernommen
und an mittelfränkische Landwirte für leichte Haus- und Feldarbeit vermittelt.
In der Metallindustrie betrug die Zahl der männlichen Arbeitsuchenden 19 997, der
offenen Stellen 3443 und der Besetzungen 3324. Bei den weiblichen Arbeitskräften belief sich die Zahl
der angelernten Arbeitsuchenden auf 3660, der offenen Stellen auf 3892, und der Vermittlungen auf
3818. Am lebhaftesten gestaltete sich die Nachfrage in der Fahrrad-, Motorrad- und Automobilindustrie,
in zweiter Linie in der Maschinen- und Elektro-Industrie, geringer dagegen in der Metallwaren—
Industrie und auffallend gering in der Spielwarenindustrie. An Gold- und Silberarbeitern bestand
gleichfalls kein Bedarf. Auch Metalldreher, Metalldrücker, Kupferschmiede, sowie Schleifer und Polierer
wurden nur selten verlangt. Mangel bestand ab und zu an Eisendrehern für Spezialbänke, ferner an
Rundschleifern, auf Universalrundschleifmaschinen, Metallformern und Eisenformern. Umgekehrt ließ
der Geschäftsgang für Maschinenbauer, Werkzeugmacher, Mechaniker, Spielwarenflaschner und —
trotz reger Bautätigkeit — auch für Weißblech- und Bauflaschner viel zu wünschen übrig. Angelernte
Hilfsmonteure konnten überhaupt nicht. Elektromonteure nur vereinzelt untergebracht werden. Das