284 Goetze, Wappen der Meistersänger.
das Wappen in Mainz noch vor, sehr unsicher steht, ist von
vornherein klar, Von Geschlecht zu Geschlecht hatte sich
möglicherweise im Munde der Sänger die Erzählung von einen
Wappen fortgeerbt, eine Prüfung wurde indess nicht vor-
genommen. Sie wäre gewiss ebenso zu Ungunsten ausgefallen,
wie die Untersuchung der berühmten Smaragdschüssel von
Genua.
Aber unser Gewährsmann muss doch das Wappen ent-
weder selbst oder eine eingehende Beschreibung desselben vor
sich gehabt haben, da er uns so genau über sein Aussehen
and seine Auszierung unterrichten konnte.
Sehen wir uns darauf hin die erste Ausgabe von Pusch-
mans gründtlichem Bericht des deudschen Meist&Fesangs
vom Jahre 1571 an*, welche Wagenseil (S. 520) bei der Ab-
fassung seines Werkes benutzt hat und die nach der Beyschlag-
schen Notiz bei den Meistersängern in hohem Ansehen ge-
standen haben muss, so finden wir dort, wie schen gesagt,
zwar kein Wort von einer den „Liebhabern und Beförderern
der alten Singekunst“ verliehenen derartigen Auszeichnung,
wol aber unter der Vorrede und.Dedication, die von Görlitz,
wo damals Puschman als Cantor am Gymnasium lebte, datiert
ist, ein grosses Wappen, welches mit der Beschreibung Wagen-
seils durchgängig übereinstimmt, soweit nämlich die nicht-
colorierten Umrisse des Holzschnittes, der die traditionellen
Zeichen für die verschiedenen Farben nicht aufweist, bei einer
heraldischen Figur eine Vergleichung zulassen.
Dies Wappen aber in jenem zu Görlitz verfassten und
* 1572, wie Wagenseil angibt, ist ein Druckfehler, der freilich von
Schrift zu Schrift weiter getragen worden ist. Gräter gibt im Bragur I1lI
1794 S, 109 das Jahr 1574 an. Neuerdings hat Höpfner, Weckherlins
Jden und Gesänge, Berlin 1865 S. 11 Anm. 32 sogar eine Ausgabe von
1573 citiert. Er ist dabei höchst wahrscheinlich durch das Exemplar
der K. Bibliothek in Berlin getäuscht worden. Ein früherer Besitzer hat
nämlich dasselbe um zwei Jahre verjüngt, indem er die letzte 1 der Jahres-
zahl auf dem Titelblatte mit einer 3 überschrieb. Richtig ist für die
arste Ausgabe 1571, während die zweite im Druck erschienene vom J. 1596
latiert, wie sie auch Goedeke Grundriss S. 226 und Bartsch-Koberstein I®
5. 295 aufführen. Diejenige vom J. 1584 existiert nur handschriftlich
and befindet sich in der Breslauer Stadtbibliothek.