zierte, wenn er schrieb, sie suche?) „die Menschen durch Philo-
sophie zu bessern und zu bekehren, sie über die Pflichten ın
liesem Leben und ihre Hoffnungen in jenem zu belehren!”
[Jnd von der Kantischen Philosophie versprach er sich damals
am ehesten diese Wirkung. Daher rührte auch sein Suchen
nach einem obersten Grundsatz der Philosophie.
Es ist hier nicht der Ort, eine Kritik dieser Philosophie
zu geben. Nur das eine für Feuerbach wertvolle Moment, das
;je enthielt, dürfte hervorzuheben sein: nämlich, dass er auf
liese Weise eingeführt wurde in die Philosophie Kants und
in die innigste geistige Berührung mit ihr trat. Wie hoch der
persönliche Einfluss Reinholds übrigens auf Feuerbach ge-
wesen, geht aus einem Briefe aus jenen Tagen hervor.
Er schreibt damals an seinen Vater (1794):?) „Unser
yrosser Lehrer Reinhold, mein Führer zum Guten und
zäterlicher Freund, ... wird uns in etlichen Wochen entrissen
werden. Er geht als Professor der Philosophie nach Kiel. Die
ausserordentliche Liebe und Hochachtung der hiesigen Stu-
dierenden gegen diesen grossen, verdienstvollen Mann äussert
sich sehr bei seinem Weggange. Es wird ihm von den Studie-
renden eine goldene Denkmünze geschlagen, deren Wert
»0 Louisdor an Gold beträgt. Diese wird ihm nebst einem
Gedicht bei einem Ständchen mit Fackeln überreicht und er
selbst bei seiner Abreise von seinen Schülern, welche sich auf
700. belaufen, mit Irompeten und Pauken begleitet werden.
ine kleine Belohnung für das viele Gute, das er an dem
Herzen jedes einzelnen und an der Ausbildung des ganzen ge-
tan‘ hat! Ihm dankt es unsere Akademie, dass sie das Lob
erworben hat, die beste, die gesittetste zu sein. Ihm danke ich
es (und mit mir unzählige Jünglinge), dass ich besser geworden
bin, ihm danke ich die Ausbildung meines Geistes und die
Schärfung meiner Denkkraft, ihm danke ich es endlich, dass ich
ein warmer Freund reeller Wissenschaften, Freund des eigent-
lichen angestrengten Denkens geworden bin. — Verzeihen Sie,
bester Vater, diesen Erguss meines Herzens. Sie werden mir
verzeihen, wenn Sie bedenken, dass ich diesem Manne so vieles
zu danken habe und ihn gleichwohl verlieren muss!“
DE
1) „Karl Leonhard Reinholds Leben.‘
2) Leben und Wirken, I., S. 8.