Il. Die Festtage 5—
„Von denen man die meisten hat
Gespielt auch in Nürnberg, der Stadt,
Auch andern Städten nah und weit,
Nach denen man schickte meiner Zeit.
Wir können daraus ersehen, daß seine Dramen nicht in
Büchern begraben blieben, sondern auf der Bühne ihre lebendige
Auferstehung feierten. Ja, unser Dichter sagt sogar in der
Vorrede zum 3. Teil seiner Werke, daß er die meisten seiner
gedruckten Spiele „selbst habe agieren und spielen helfen“.
Wir haben also wie bei Shakespeare und Moliére Dichter,
Schauspieler und Bühnenleiter in einer Person.
Seine Thätigkeit als Dramendichter beginnt mit dem
Jahre 1517; wir haben aus dieser Zeit ein Fastnachtspiel:
„Das Hofgesind Veneris“; auch aus dem nächsten Jahr be—
sitzen wir ein solches: „Von der Eigenschaft der Lieb'“. Bis
zum Jahre 1530 schuf er außer den beiden vorigen nur ein
einziges Drama: Die Tragödie Lucretia. In dem Jahre
beschenkte er uns mit sechs Stücken. Nun dichtete er fast jedes
Jahr 1, 2 oder 8 Stücke, ausgenommen 1537 und 1541 -1543,
in denen Thalia und Melpomene bei ihm feierten; von 1550
an beginnt seine Blüteperiode des Schaffens im Drama und
reicht bis 1560. In dieser verhältnismäßig kurzen Zeit hat
er nicht weniger als 150 Stücke gedichtet, worunter sich viele
seiner besten Werke befinden. Von da an nimmt sein dichterisches
Schaffen wieder ab. Vergleichen wir diese mit den Ergebnissen
der Thätigkeit seiner Vorgänger Rosenblüt und Folz, so ergibt
sich hieraus, daß unser Dichter jene weit überflügelt hat. Die
Schauspiele Hans Sachsens sind im Verhältnis zu den Stücken
der beiden Vorerwähnten viel künstlerischer, aber auch viel ziem—
licher. Ja, unser Hans Sachs hat dem deutschen Schauspiel
einen guten Grund gelegt. Er ist der Markstein, von dem
aus auf dem Gefilde der Literatur ein deutsches, volkstümliches
Drama sich hätte entfalten können. Allein die Stürme des
dreißigiährigen Krieges rissen die hoffnungsvollen Knospen und“