Ich komme nun zur Besprechung der catarrhalisch-eitrigen Form.
Die Zahl der von mir in den letzten 4 Tahren beobachteten Fälle beläuft sich
auf 74.
Da bekanntlich die einzelnen Fälle dieser Erkrankungsform ausser-
ordentlich verschieden sind in ihrer Dignität sowohl in pathologisch-anato-
mischem, wie klinischem Sinne, so liegt es nahe, sie in entsprechende Gruppen
zu scheiden und zu ordnen. Aber es fragt sich: »von welchen Gesichts:
punkten aus soll diese Eintheilung erfolgen *«
Diese Frage ist sehr wohl berechtigt, da z. Z. eine Einheitlichkeit für
eine Eintheilung noch nicht erzielt ist, Es gehen vielmehr die Anschauungen
darüber, welche die zweckmässigste ist, noch sehr weit auseinander. Nach
den Anschauungen der einen Autoren sollten mehr die pathologisch-anato-
mischen Veränderungen am Wurmfortsatze, nach den Anschauungen der
anderen wieder mehr die klinischen Bilder, unter welchen die Erkrankung
verläuft, zur Grundlage dienen.
Zu den ersteren gehört vor allen Sonnenburg‘!). Seine Eintheilung in
die Appendicitis simplex, perforativa und gangränosa, die er gleich anfangs
aufgestellt hat und an der er auch heute noch festhält, hat ausserordentlich
viel Bestechendes und hat viele Anhänger gefunden. Aber sie ist doch auch
wieder von anderen, ja wohl den meisten nicht acceptiert worden, Rotter ins-
besondere hat schon 18096 ?) sich gegen diese Scheidung ausgesprochen und
betont, dass nur die Trennung in eine circumscripte und diffuse Form möglich
sei. Er hat diesen seinen Standpunkt Sonnenburg gegenüber erst neuerdings
am Chirurgencongress 1899 wieder vertreten. Aber auch eine Reihe anderer
hervorragender Kliniker hat sich dem Sonnenburg’schen Eintheilungsprinzip
nicht anzuschliessen vermocht, so Sahli, Kümmell, Nothnagel, Körte etc. Der
Grund liegt hauptsächlich darin, dass eine strenge Scheidung seiner einzelnen
Formen klinisch nicht möglich ist und dass insbesondere auch ohne Perforation
vom Wurmfortsatz aus schwerste, tödlich verlaufende Bauchfellentzündungen
entstehen können.
Es kann nun meiner Ansicht nach keinem Zweifel unterliegen, dass eine
anatomische Eintheilung der rein klinischen’gegenüber, namentlich dann, wenn
sie nur zwischen leichten, mittelschweren und schweren Fällen unterscheiden
will, den Vorzug verdient. Allein man muss dann von ihr verlangen, dass
die Gruppirung der anatomischen Vorgänge mit der der klinischen Bilder sich
zu decken vermag. Man wird dies Postulat bei der Sonnenburg’schen Eintheilung
vielfach vermissen. Um nur eines anzuführen, sei darauf hingewiesen, dass
selbst eine totale Gangrän des Wurmfortsatzes unter verhältnissmässig leichten
Erscheinungen verlaufen und nur unter dem Bild eines circumscripten Abscesses
Sich abspielen kann. während eine einfach ulceröse, nicht gangränöse Per-
Aral
allge!
Jarm'
ed
2edi
altr
m:
1}
m
ng‘
„ah
AN
safZt
lich
eine
auch
zalhe
tamı
[ni
Uac
In
ion
nnrte
lan
Yan
TA:
') Prof. Dr. Eduard Sonnenburg: Pathologie und Theranie der Perityphlitis. Leipzig.
FC. W. Vogel.
%) Prof. Dr. 1. Rotter : Ueber Perityphlitis. 1896. Berlin, Verlag von S. Karger.,