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sich‘ innerlich die Geschichte muß anders werden, so
oder so. Der Besuch Stanhopes stand bevor, und er war
genötigt, dem Lord, von dem er ganz genau wußte, daß
er Verdacht gegen ihn geschöpft hatte und daß er ihn nicht
nach England mitnehmen werde, zur Erreichung seines
Zweckes irgendwie zu imponieren und seine Teilnahme
neu anzufachen. Dazu paßte natürlich nichts besser als
ein Attentat, und zwar eines, das diesmal nicht so
harmlos verlief wie das in Nürnberg, sondern bei dem er
sich ernsthaft verletzen mußte; nur hat er in diesem Fall
eben seine Schauspielerei zu weit getrieben. Das klingt ein-
leuchtend genug, aber sehr gewichtige Gründe sprechen da-
gegen. Einmal die Tatsache, daß Kaspar Hauser — man
kann kein anderes Wort gebrauchen — ein Feigling ge-
wesen ist. Er hatte besonders vor allen schneidenden
oder stechenden Instrumenten die größte Angst und kroch
in einen Winkel, sobald man einen Dolch oder Säbel vor
ihm entblößte. Dazu war er im höchsten Grad wehleidig.
Wenn ihn ein Finger schmerzte, kam er, um sich bedauern
und verbinden zu lassen. Die Außerungen auf dem Toten-
bett sind zweideutig und brauchen nicht als Eingeständnis
einer Selbstverwundung aufgefaßt zu werden.
Versetzen wir uns einen Augenblick in die Lage des
mutmaßlichen Mörders. Von einem Raubmord oder einer
Tötung aus Privatrache kann keine Rede sein; liegt Mord
vor, dann handelt es sich um eine von langer Hand und
auch von hoher Hand geplante Tat. Aber wozu dieser
verrückte Spiegelschriftzettel? War der Täter ein be-
zahlter Meuchelmörder, so mußte er seine Spur doch
möglichst zu verwischen suchen. Der Zettel konnte für
ihn und seinen Auftraggeber höchst gefährlich werden.
Natürlich war es zweckmäßig, die Aufmerksamkeit
Hausers abzulenken, bevor der Stich gegen ihn geführt
6 Bartning, Kaspar Hauser