Volltext: Otto von Passau: Die 24 Alten – Nürnberg, STN, Cent. IV, 44

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Reichsstadt zu Reichsstadt konnte dem Nürnberger Meister in den 
gesinnungsverwandten Kreisen nur. eine freundliche Aufnahme seiner 
Werke im voraus sichern, dabei darf vor allem auch die tonange- 
bende Stellung, die Nürnberg behauptete, nicht übersehen werden. 
So sind die Reichsstädte den Werken Hans Sachsens gegenüber als 
ein Hort konservativer Bestrebungen zu betrachten. Diese wurzelten 
umso tiefer in der Seele des Volkes, als die Poesie Hans Sachsens 
sich vielfach Stoffe wählte, die die bürgerlichen Kreise in der ganzen 
Tiefe ihres Gemütslebens fesseln mußten. 
Nürnberg führt, wie leicht verständlich, den Reigen der Reichs- 
städte an, hier erschienen die meisten KEinzeldrucke. Ihm steht 
zunächst Augsburg und daran schließt sich noch eine Reihe anderer 
Städte. Die Einzeldrucke erstrecken sich bis in das 18. Jahrhundert 
hinein. Es wäre zwecklos, hier eine vollständige Aufzählung dessen 
zu wiederholen, was Weller und Goedeke zusammengetragen haben 
und Goetze in der Ausgabe von Sachsens Werken sorgsam verzeichnet 
hat. Zu bemerken ist allerdings, daß der Name des Hans Sachs schon 
in der ersten Hälfte‘ des 17. Jahrhunderts vom Titel dieser Drucke 
verschwindet; Hans Sachs ist bereits der volkstümlichen Literatur 
verfallen. Die Einzeldrucke lehren uns nicht nur, wo eine besondere 
Nachfrage nach Hans Sachsens Werken herrschte, sondern vor 
allem auch, welche der von ihm behandelten Stoffe sich besonderer 
Beliebtheit erfreuten, sie sind ein Gradmesser für den Beifall, den 
einzelne seiner Dichtungen fanden. Als ein sehr beliebter Stoff 
erscheint da das hausbackene Stücklein „Die neunerley heud ‚einer 
bösen frawen sambt ihren neun eygenschafften“!, es wird noch 
durch Drucke aus den Jahren 1640 (Nürnberg), 1680 (Regensburg), 
1710 (nach Weller Nürnberg) verbreitet, freilich ohne Hans Sachsens 
Namen.? Georg Klemsee, Burgvogt zu Altenburg, hat in seiner 
geschwätzigen, gegen die Frauen gerichteten „Kurtzen Erklerung, 
Wie ein Pferd’ und ein Frawenperson in vielen Stücken mit einander 
verglichen werden, auch einander gleichen sollen“ (1624, Gun), 3 
das Vorhandensein der neun Häute als Grund angeführt, weshalb 
den Frauen Prügel nicht schaden. Während er in diesem Falle 
Hans Sachs, den er doch benutzt hat, nicht nennt, fordert er (K V ı) 
1 Hans Sachs, hg. von Keller, 5, 232—236, 
2 Weller, Hans Sachs, S. 33, 
8 Berlin, Königl. Bibliothek, Yh 9941.
	        
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