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und als erster Bürgermeister der bisherige Advokat Dr.
Lorsch gewählt; der missliebige Polizeidirektor Wurm,
der, neben vielen guten FKinrichtungen, die er seit seiner
Amtsführung 1806 getroffen, auch Manches durch seine
Rücksichtslosigkeit verdorben hatte, trat ab. Die erste
Ständeversammlung in München (1819), wozu die Stadt
den Kaufmann G. W. Merkel als Deputirten schickte,
erkannte auch die nürnberger Staatsschulden an; der Vor-
theil kam freilich vornehmlich nur in die Hände Einzelner,
welche die Papiere, die bis auf 18 Procent heruntergegangen
waren, auf Speculation aufgekauft hatten. Als nun
König Maximilian I. am 4, Juni 1823 mit der königlichen
Familie in die Stadt kam, um einige Tage daselbst zu
verweilen, wurde ihm der herzlichste und freudigste
Empfang zu Theil; das 25jährige Regierungsjubiläum des
Königs (16. Febr. 1824) wurde unter allgemeiner Theil-
nahme auf das Feierlichste begangen, ebenso der Kron-
prinz Ludwig, der sich vom 11. his 19. September 1824
bei einem militärischen Uebungslager in Nürnberg auf-
hielt, überall auf das Herzlichste begrüsst. Die Stadt
war mit der neuen Regierung ausgesöhnt, sie war auch
in der Gesinnung eine bayrische geworden. Bei Gelegen-
heit des königlichen Namensfestes (12. Oktober 1824)
wurde der durch Reindel (Director der Kunstschule),
Burgschmied und einige andere Künstler restaurirte
schöne Brunnen enthüllt, zu dessen Wiederherstellung der
König 14.000 Gulden gegeben hatte.
Als nach dem Ableben des Königs Maximilian I.
(13. Okt. 1825) König Ludwig den bayrischen Thron be-
stiegen hatte, konnte die weise Sparsamkeit, welche
dieser Monarch alsbald in allen Zweigen des Staatshaus-
haltes einführte, die Anhänglichkeit der Bürger Nürnbergs
an das bayrische Regentenhaus nur erhöhen. Die Friedens-
jahre hoben auch den Handel der Stadt von Jahr zu Jahr;
nach und nach entstanden ansehnliche Fabriken. Der
durch König Ludwig (1828) begründete deutsche Zoll-
verein wirkte in vieler Beziehung sehr vortheilhaft für
den nürnberger Handel, obgleich freilich Bayern, das
bisher für die nürnberger Colonial- und Materialwaaren
eine ergiebige Absatzquelle gebildet hatte, jetzt der nord-
deutschen Concurrenz eröffnet wurde, welche das Land ge-