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„Mit der Lebensgefchichte des feligen Predigers Rehberz
ger haben Sie mir einen fehr betrachtungsvollen Abend gemacht.
An feinen Schriften finde ich etwas ganz Eigenes, das ich noch
bei wenig Lehrern bemerkt. Es ift ein Strom der Rede in den-
felben, der, wo er nur Überhin geht, Fruchtbarkeit nach fich
läßt. Haben diefen vortrefflidhen Mann aber auch wohl immer
feine Zuhörer verflanden? Wo Erfahrung des Chriftenthums in
einer Seele war, da find feine Reden gewiß Kraft Sottes ges
wefen. Die Uebrigen hatten wohl Dhren und hörten, wußten
aber dabei nicht, was fie gehört, — Iobten den Vortrag, ohne
von deffen Inhalt etwas zu erfahren; vernahmen e6, und ver=
fanden es nicht.“
„Warum hat der Herr des Weinberges aber diefen fo treuen
Arbeiter fo früh zu feiner Ruhe gerufen?“ —
„Diefe Frage ift mir oft bei Durchlefung des fo rührend
gefchriebenen Lebenslaufes deffelben in die Sedanken gekommen. —
Warum wird der über wenig treu gefundene Knecht aber fo bald
über viel gefebt? Warum bekommt der redliche Streiter fo früh
feine Krone? Warum dringt der Herr der Kirche feine redlichs
ften Knechte der Welt, wider ihren Willen, nicht länger auf?
Diefe Fragen lLöften mir die erften auf.“ ;
„Wir machen aus dem mühevollen Wallen auf Erden gar
zu viel Wefen, daß wir den längeren Weg durch die Wüfte
für eine größere Wohlthat, als den Fürzeren, die Helden Sottes
für mürdiger des langen Kampfes, als des befchleunigten Krö-
nungstages halten. E83 hängt eben die fchlechtere Hälfte von
uns immer an dem, wovon fie genommen — und Erde mifcht
fih, ohne daß wir e8 merken, in die Sefinnungen, in die Urz
theile des Seiftes mit ein. So lange dies blos menfchliche
Schwachheit ft, fo lange überficht e& unfer gnädiger Herr.“ —
Endlich möge hier noch, gleichfam als zu diefer Lebensges
Tchichte gehörend, das NMeujahrölied von dem feligen Andreas
NRehberger fehen, das ih fhon Sfters für Freunde im nörde
lichen Deutfchland abgefchrieben habe, und nun lieber allen
meinen Freunden, die e& noch nicht Fennen, aedruckt mittheilen