Die ßäuerin kommt herein und spricht 1):
Wie manche Seufzer ich versenke,
Wenn ich degananer Zeit gedenke,
Wo noch gelebt mein erster Mann,
Den ich von Herzen lieb gewann,
Der mich auch liebte wiederum,
Denn er war schlicht und still und frumm.
Mit ihm all' meine Freud' erstarb,
Wiewohl ein andrer mich erwarb.
Dem ersten Mann ist er ungleich,
Ist karg und möchte werden reich,
Er kratzt und spart zusamm' das Gut,
Bei ihm fehlt's mir an Freud' und Mut
O Gott, sei gnädig meinem Alten,
Der mich viel freundlicher thät halten.
Könnt' ich erweisen ihm 'was Gutes,
Ich thät' es gleich vergnügten Mutes.
Der fahrende Schüler kommt herein und spricht:
Ach, liebe Mutter, ich komm' herein,
Ach, laß mich dir befohlen sein
Mit deiner milden Hand und Gabe;
Denn ich gar viele Künste habe,
Die in den Büchern ich gelesen.
Ich bin im Venusberg gewesen
Und sah so manchen Buhler drin;
Ein fahrender Scholar ich bin,
Durchfahr' die Lande kreuz und quer.
Von Paris komm' ich eben her,
Ich war dort noch vor wenig Tagen.
nwbäα
1) Die Geschichte ist aus Paulis Schimpf und Ernst (Univ.-Bibl.
Nr. 945/46, S. 148) entlehnt. Vgl. auch Wickrams Rollwagenbüchlein
(Univ.-Bibl. Nr. 1346), S. 138 f.; Wickram schöpft aus Hans Sachs.