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Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. II.
Der Bauer:
Mein Herr, da hab' ich nicht studiert.
Wir sitzen unter einer Linden
Und doch alsbald das Urteil finden,
Wo ihr's nur langsam könnt erraten.
Der Edelmann:
Wir stehn voran durch kühne Thaten.
Im Harnisch reisen wir und reiten,
Im Kriege wir den Feind bestreiten
Und ritterlichen Lobes siegen.
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Der Bauer:
Ich hab' daheim genug zu kriegen,
— ich mich doch in dreien Tagen
Wohl viermal mit meinem Weib geschlagen,
Und doch hab' ich nicht viel gewonnen.
All meine Kunst war mir zerronnen.
Mit ihrem Rocken schlug sie mich
Aufs Schädeldach so fürchterlich,
Daß mir das Licht sogleich erloschen;
Doch sie hat weiter mich gedroschen.
Auch hab' ich sonst genug zu fechten
Im Haus mit Mägden und mit Knechten,
Und auch der Nachbar hält nicht Ruh“
Trug sich's doch auf der Kirchweih zu,
Daß man drei Mann dabei erschlagen.
Ich mein', ich weiß von Krieg zu sagen,
Wiewohl eur Krieg mich kümmert nicht.
Der Bürger:
Mich dünkt, der Krieg dich auch anficht,
Wenn man dir nimmt Roß, Kuh und Hennen
Und Stall und Haus dir will verbrennen.
Da sind wir zwei Euch Schutz und Wehr.
Der Bauer:
Euch schadet doch der Krieg viel mehr;
Man nimmt die Schlösser und die Städte
Und nimmt euch weg all eur Geräte: