Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. JII.
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Die Frau dringt auf die Magd ein und spricht:
Sollt' ich mein Herz nicht an dir kühlen,
Dein Maul mit Nägeln dir zerwühlen?
Ei, Lieber, laßt uns doch zusaͤmmen!
Der Mann stößt sie zurück und spricht:
Ei schämt euch in des Henkers Namen,
Daß ihr euch runter reißt so mächtig.
Schon immer war es mir verdächtig,
Das sag' ich euch, das ganze Jahr,
Daß Frau und Magd so einig war,
Was doch nicht Brauch in meinem Haus.
Das aber fand ich nicht heraus,
Daß dieser Kern dahinter stecke.!)
Beim Auskehricht muß ich nun sehn
Euch zwei in gleichen Ehren stehn,
So rein wie hier mein linker Schuh.
Die Frau schreit:
Dem Schleppsack willst noch beistehn du?
Ja, ja, ja, ja, 's ist leider wahr.
Mir schien es schon das ganze Jahr,
Die Magd sei lieber dir als ich.
Der Mann:
Schweig' davon, sonst hau' ich dich.
Die Frau:
Wirst du mich ihretwegen schlagen,
So will ich's meiner Freundschaft klagen.
Die werden dir den Koller lausen
Und dich, du Bösewicht, zerzausen,
Weil du mir zufügst solches Leid.
Du Schalk, du hängst hier an der Maid,
Denn nachts in ihrem Bett ich fand
Doch schon einmal dein Hosenband.
Du Bube du, du schnöder Lecker,
Ich wollt', du lägest längst im Neckar
Mit deinem Balg, du Galgendrüssel!
u.
1) Auch bei Hans Sachs fehlt der reimende Vers.
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