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Die alte Frau blickte auf ihren Sohn. Sie
sah ihn fragend an. Dann legte sie Messer und
Bohnen weg, band sich die Schürze ab und stand
auf. Schlank und groß stand sie neben Rottmann;
ihr hageres, ernstes Gesicht bekam einen besorgten
Ausdruck.
„Hagel?“ fragte sie. Als Rottmann nickte und
hinauswies auf die Bäume, deren Blätter sich
plötzlich regten, trat sie über die Schwelle in den
duftenden Garten.
Die Zweige der Bäume bewegten sich heftiger,
die jungen Stämme knarrten und beugten ihre
Kronen.
Josephine ergriff des Gatten Arm. „Weißt
Du das so sicher?“
Er nickte. „Eine Hagelwolke ist's, der Wind
wird fie rasch hexangetrieben haben; sieh, schon ver—
dunkelt sich der Himmel.“
Die blendende Helle war geschwunden und
heftiger rauschten die Bäume, und die abgefallenen
Blätter wirbelten im tollen Tanz auf den kies—
bestreuten Wegen des Gartens.
„Wo sind die Kinder, Josephine?“
„Bei den Bohnen.“
„Wir wollen sie holen.“
Liesel hatte den Hut heruntergerissen und mit
offenem Mäulchen den Eltern zugehört. Nun streckte
sie die Armchen nach dem Vater aus, der nahm sie
auf den Arm und folgte seinem Weib, das in den
Garten eilte und nach den Kindern rief.
„Joseph, Christoph, Annele!“
Die Düsterheit nahm zu. — Das Ehepaar ging
rasch an dem Rosenbeet vorbei, hinab auf die
zweite Terrasse des Gartens, wo die Obststräucher
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