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Gutachten
über die
Verlegung des Allgemeinen Kranuhenhauses
der Stadt Nürnberg.
Erstattet vom unterzeichneten Krankenhaus-Direktor mit Berücksichtigung der
von den beiden Obexärzten Dr. Goeschel und Dr. Beckh in der Sitzung der
großen Krankenhaus-Commission vom 29. Juli 1889 vorgetragenen gutachtlichen
Aeußerungen.
A
Die Untersuchung der Frage, ob unser städtisches Krankenhaus zu
verlegen sei oder nicht, hat von drei Gesichtspunkten auszugehen:
s. Reicht der Raum, den es bietet, für jetzt und die nächste
Zukunft aus? —
Sind die Einrichtungen für seinen Zweck — die Behandlung
und Verpflegung der Kranken — so ungenügend, daß sie eine
Verlegung der ganzen, Anstalt erheischen?
Ist der Platz, an welchem die Anstalt steht, der richtige und
wenn nein, sind die Unzuträglichkeiten so groß, daß sie eine
Verlegung erheischen?
J.
Was die erste Frage betrifft, so erscheint sie vor Allem schwer—
wiegend, denn es muß doch wohl sehr auffallen, daß bei einer Anstalt,
welche noch keine 50 Jahre steht und in Betrieb ist, der Raum nicht mehr
ausreichen soll! Als die Anstalt geplant und gebaut wurde, waren freilich
die Verhältnisse ganz andere. Die Stadt hatte nicht viel mehr als 30000
Einwohner, welche in der großen Mehrzahl innerhalb der Ringmauern wohnten.
Das Haus konnte 250 Kranke bequem aufnehmen; von dem rapiden Wachsthum
der Stadt hatte Niemand eine Ahnung. Die Lage war eine ideale. Gegen
die Stadtmauer zu war das Areal geschlossen, von jedem störenden Verkehr
abgeschnitten, gegen Westen der vor jeder Ueberbauung scheinbar schützende
Garten des Industrie und Cultur-Vereins, gegen Osten in respektabler Ent—
fernung die kleine Vorstadt Tafelhof, gegen Süden der schöne baumbe—
standene Garten und darüber hinaus jenseits der Zufahrtsstraße eine große
Anlage, au deren Südraude das einzige Geleise der Ludwigs Süd-Nordbahn
vorbeiführte; nur die Zeltner'sche Ultramarinfabrik siedelte sich bald nachher
in Südwest an.—
Wie sehr das Haus in Bezug auf Raum den Bedürfnissen entsprach,
das mag daraus erhellen, daß es wohl gelang, dem starken Zudrang im
Cholerajahr 1854 Stand zu halten. Es mußte damals ein Maximalstand
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