Volltext: Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens des Nürnberger Privat-Musikvereins (Anerkannter Verein)

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der Saal, der in den ersten Jahren nie konzertmäßig arrangiert 
war, ganz das Gepräge einer geselligen Zusammenkunft an. Hatten 
die Damen schon während der ersten Abteilung durch die Vornahme 
von Strick- und Stick-Arbeiten das Nützliche mit dem Angenehmen 
verbunden, so kamen mit der großen Pause auch noch die Cigarren 
zum Vorschein, und die Potpourris, Polkas, Quadrillen und Walzer 
der zweiten Abteilung bildeten eigentlich nur noch das musikalische 
Akkompagnement einer gemütlichen Unterhaltung. 
Auch die Kammermusik fand neben den Orchester- und Solo— 
vorträgen von Anfang an Aufnahme in die Programme. Doch 
waren es nur vereinzelte Streichquartette oder Trios, welche hie 
und da unter den übrigen Nummern mitkommen. Die Ausführung 
auch dieser Werke lag in den ersten drei Jahren noch ganz in den 
Händen hiesiger Dilettanten, unter welchen sich allerdings höchst 
schätzenswerte musikalische Kräfte befanden. Daß man nicht von 
Anfang an wagte, einen ganzen Abend der Kammermusik zu wid— 
men, dürfte um so weniger befremden, als einerseits diese edelste 
Gattung der Tondichtung bei den Zuhörern einen schon geläuterten 
Geschmack voraussetzt und die Zahl ihrer Verehrer, wie wir dies 
heutigen Tages noch zur Genüge zu bemerken Gelegenheit haben, 
immer eine verhältnismäßig kleine ist, und andererseits auch in den 
Kreisen der Fachmänner sich damals erst Quartettvereinigungen zu 
bilden begannen, die ihre Kräfte in selbstverläugnender Weise in 
den Dienst dieser hohen, aber materiell wenig lohnenden Mission 
stellten. 
Der erste Quartett-Abend verlief am 25. November 1867 
und lag in den Händen des Florentiner Quartettvereins 
(Jean Becker). Erst am 30. November 1872, also nach vollen 
fünf Jahren findet sich wieder ein solcher verzeichnet (Fos. Walter 
und Genossen aus München). 
Was die Aufnahme betrifft, welche die Aufführungen des 
Vereins bei dessen Mitgliedern fanden, so scheint sich in den ersten 
Jahren noch wenig Sinn für gute Musik bekundet zu haben. Noch 
im Jahre 1868 muß durch aufgelegte Zettel ermahnt werden, bei 
den musikalischen Vorträgen die durch den Anstand gebotene Ruhe 
zu halten; und zwar selbst bei Konzerten, für welche auswärtige 
Solisten gewonnen waren.
	        
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