Objekt: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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rührendfte heil feiner Sefchichtez aber der eigentliche Ruhm fällt 
doch immer wieder auf die Gnade zurück, welche dies unter tauz 
fend Schwierigkeiten, auf taufend preiswürdigen Gängen, mit 
unglaublicher Mühe zu Stande gebracht hat. Blos zu ihrer 
Berherrlichung will ich meine Lebensgefchichte erzählen und meine 
Schieffale nur in demjenigen Bufammenhang aufftellen, 
wo das am meiften im Licht erfcheint, was fie an mir gethan 
hat, um mich zu gewinnen. Was in den bekannten Lebensbe= 
fehreibungen der Nürnbergifchen Herren Seiftlichen von mir bes 
reits gedruckt flieht, darf ich hier ganz Furz berühren. Sollte 
Semand die offene Erzählung von dem wahren Zufßfand meines 
Herzens, meine Mängel und BVerderben nicht ausgenommen, 
weil fie mit zum Sanzen ‚gehörten, unrecht auslegen; was fchaz 
dets? wenn ich nur aufrichtig handle und ffatt des Übertriebenen 
Menfchenlobes, womit man die Sottesäcker fo oft entweihet, 
Sott gepriefen wird. Wer unter den Zuhörern ohne Sünde ift, 
mag meinetwegen den erften Stein auf meinen Sarg werfen.“ 
Nun ift alfo der liebe, fanfte, theure Schöner auch todt 
und auch nicht einmal 70 Sahre alt geworden. , Das thut 
mir nicht blos um meinesS feligen Tobias willen, deffen innig= 
fter Herzensfreund der felige Schöner war, herzlich leid, fonz 
dern auch um meinetwilen und um taufend Andrer willen, 
bie den feligen Schöner in Nürnberg lieb Hatten. Ich habe 
feitdem Feinen fo lieben, fanften Vater in Chrifto wieder gefunz 
den wie der warz und wenn das anginge, ich wollte die Jahre, 
die ich etwa noch zu Teben habe, gern an ein fo reiches, liebes 
Leben hinanfeken, wenn ichs damit noch aufhalten Fönnte, 
Der felige Schöner hatte fich, fo wie unfer Tobias, 
die Liebe zu feinem Hauptfach gewählt, und war fchon von 
Natur weich, mild und fanftz und die Gnade hatte nach= 
her, zur rechten Ausbildung diefer Anlage, noch die Hanptfache 
hinzugethan. Es mar nun einmal Einer von denen, welchen 
das Segnen im Namen des Herrn, das Herbeilodfen der Verz 
irrien, BVerlaffenen, vom Wege Abgekommenen, ein tägliches 
Hauptaefchäft ift:z einer von jenen aenauen Haushältern, welz
	        
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