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schriften bei und übersendet dem Freunde in Bruchstücken,
sobald ein paar Bogen die Presse verlassen haben, die
Auslegung des Psalters, die ihn bereits seit 1519 beschäf—
tigte und bei Antritt der wormser Reise bis zum 21. Psalm
gediehen war.9)
Liuck hinwiederum unterläßt nicht, alle gegnerischen,
namentlich süddeutschen und welschen Erzengnisse, welche
ihm durch den nürnberger Markt am ehesten zukamen,
alsbald nach Wittenberg zu senden, obwohl er doch wußte,
wie wenig glimpflich sein Martin mit diesen Romanisten
verfuhr. So erschien Anfang des Jahres 1521 eine Apologie
des Papsttunis unter dem Titel: „Apologie für die Wahr—
heit des christlichen Glaubens gegen die gottlosen und sehr
verderblichen Irrlehren Martin Luthers“, welche den ange—
sehenen thomistischen Dominikaner Ambrosius Ratharinus
in Rom zum Verfasser hatte und dem jungen Kaiser gewid—
met war. Bei Beginn des März übermittelte Wenzel seinem
Freunde das Machwerk mit dem Urteil, daß er die Schmäh—
schrift mehr der Verspottung als der Widerlegung wert
erachte.!“) Gleichwohl gab Luther eine Antwort — so
kräftig, wie sie der Beichtvater Glapio nur immer befürchten
mochte, ) der babylonischen Gefangenschaft anderer Teil,?)
der, indem er das Papsttum als den geweissagten Anti—
christen auf Grund der Schrift an der Hand seiner Lebens—
äußerung nachwies, Cuther und Papst, Lutheraner und
Papisten thatsächlich wie Gefolgsleute Christi und seines
Widersachers schied. Und dieses Manifest, am Tage vor
seiner Abreise nach Worms beschlossen, eignete er dem
Generalvikar der Augustiner mit einem Vor- und Nachwort
zu, das die innige Geistesgemeinschaft beider bekundet und
uns über ein überlegtes Handeln Wenzels in Sachen der