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wo angeblich das Richthaus des Pilatus stand, bis zur
Schädelstätte nach den sieben einzelnen Stationen ab, um
diese Entfernungen in seiner Vaterstadt irgendwie bemerklich
zu machen, fand dieses Verzeichniss bei seiner Rückkunft
nicht mehr vor, machte desshalb 1488 mit dem Zuge des
Herzogs Otto von Bayern die Reise nach Jerusalem
noch einmal und liess sodann, da die Strecke vom Jo-
hanniskirchhofe bis an das Thiergärtnerthor die Ausdeh-
nung des heiligen Weges ungefähr hatte, von dem Hause
zunächst innerhalb des Thiergärtnerthores, das damals
der Familie Rieter gehörte, von Adam Kraft 1490 die
sogenannte Seilersgasse entlang sieben Scenen aus der
Leidensgeschichte Jesu in Stein ausführen; am Kirchhof
selbst erblickt man die Darstellung der Kreuzigung in
lebenserossen Figuren.
Die hl. Kreuzkirche, auf halbem Wege vom Stadt-
thore zum Johanniskirchhof, war früher mit einem Hospital
für arme Pilger verbunden, Spital und Kirche sind 1360
von Berthold Haller und seiner Gemahlin Elisabeth, eines
Grafen von Wolfsberg Tochter, gestiftet worden. Die
Kirche, welche die v. Haller’sche Familiengruft enthält,
wird gegenwärtig während der Sommermonate zu einem
sonntäglichen Mittagsgottesdienst benützt. Noch jetzt
findet sich zuweilen ein Pilger zum hl. Grabe, Herberge
suchend, ein und erhält freie Verpflegung.
Der Kirchhof von Sct. Johannis gewährt einen
ganz eigenthümlichen Anblick. Sämmtliche Gräber, gegen
3500, sind mit ein bis zwei Fuss hohen Steinen belegt,
welche die Länge und Breite des Grabes haben und vielen
gemauerten Gräbern als Decke dienen. Nur einer an
grossen Sandsteinen reichen Gegend, wie der nürnberger,
konnte es möglich werden, aus ihrem Gottesacker ein
solches Steinmeer zu bilden, das nicht nur im Winter.
wo der Schnee die schmalen Zwischenräume zwischen
den Grabsteinen füllt, den Weg zu den einzelnen Grab-
stätten sehr beschwerlich, sondern es auch ganz unmöglich
macht, dem Friedhof durch Anpflanzen von Blumen,
Sträuchern und Bäumen jenes freundliche Ansehen zu
geben, welches die Begräbnissplätze anderer grossen
Städte in neuerer Zeit fast alle schon erhalten haben.
Der Kunstsinn der Nürnberger hat sich jedoch auch auf