ZU
Sachs aber in der Darstellung König Gibichs seiner Vorlage
gegenüber ganz selbständig ist, scheint er bei Dietrich durch
die günstige Auffassung angeregt zu sein, die auch der Reg.
von dem Charakter dieses Helden zeigt (625,23 ff; 689,5).
Veberschlagen wir nun den Gesammteindruck des Actes,
so ist zuzugeben, dass Crimhilt in der zweiten Hälfte auf
Kosten ihres Gatten in den Vordergrund tritt, dass ihr
Character, wie er da erscheint, in den früheren Aeten durch-
aus nicht vorbereitet ist (vgl. Philipp s. XXXV) und dass
diese Erscheinung auf den Einfluss des Rg. zurückgeführt werden
muss, aber trotzdem ist diese ganze Einschiebung nicht mit
Philipp s. XXXV als eine bedenkliche, den Gesammteindruck
empfindlich schädigende zu bezeichnen. Sie ist für Siegfried
and die Nebenfiguren nur eine Wiederaufnahme von des Dichters
früherer, von seiner eigentlichen Auffassung alter Helden und
Heldenkämpfe.
Konnte die Untersuchung für die Quellenfrage der ersten
6 Acte nur noch im Einzelnen Nachträge und Berichtigungen
liefern, so ist dagegen für die Darstellung von Siegfrieds Tod
in Act VII die Vorlage selbst noch nachzuweisen.
Von str. 173 - 77 folgt Hans Sachs zunächst wieder dem
Siegfriedsliede; der Uebermut des Helden wird stark betont, die
erzürnten Brüder Crimhilts beschliessen Rache, Mord. Im Liede
wird die That ausgeführt, als Siegfried sich im Odenwald in
ainem Brunnen kühlt; die Stelle lautet:
str. 177: also die drey jung künge Seyfriden trugen hasz
bisz das die zwar geschwigen Vollendten beyde das
das Seyfrid todt gelage Ob eynem prunnen kalt
Erstach jn der grymmig Hagen Dort auff dem Ottenwaldt.
178: Zwischen den seynen schultern Und da er fleyschend was
do er sich kült im prunnen Mit mund und auch mit nasz
sie warn der ritterschafte Geloffen in ein gsprech
do wurd es Hagen befolhen Das er Seyfrid erstech.
Bei Hans Sachs dagegen findet der Held Zwar auch im Walde,
aber unter einer Linde, schlafend, seinen Tod. Zur Erklärung
dieser bedeutenden Abweichung sind die verschiedensten An-