Objekt: Mein Kriegs-Tagebuch vom 29. Juli bis 1. September 1870

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nals der Regen oder, wie fich ein Soldat ausdrückte, der Rıumpel von Neuem 
‚Dsging. In der gefpannteften Aufmerkjanmkeit lag ich unter meinem Dade, 
neugierig darauf, ob meine Bemühungen wieder gleich Null zu jeßen wären, 
Xch blieb glüclicher Weife Heute volljtändig verfhont, doch Konnte Ich das Oli 
des Schlafes nicht genießen; die Augen wollten mir nicht zufallen und als der 
Kegen nachließ, febte id nid) auf einen Torniiter an das Wachtfeuer, holte 
aus meiner Tajde die Lieder des „Vyrza Schafiy“ hervor, die ob ihres Kom: 
pendiöjen Normats meiner Feldbibliothek einverleibt waren, und (as als Bayer 
auf franzöjijghen. Boden die Vieder eines Perfiers ins Deutjebe Übertragen, 
6i8 ih mich in Hafiıja’s Tänzen und Zuleifa’s Blicken jo verlefen hatte, daß 
mir das Buch aus der Hand, die Augen zu: und mein Körper vom Tor: 
nifter fiel und febterer dann die ihnı reglementmäßig zukfonımende Auhe genoß. 
10. Hunuft, ; 
WohlthHätig ft des Feuers Macht, 
Wenn e8 der Menfd) bezähmt, bewacht, | 
und mit dejfen Dilje Kaffee Eocht, der einem Halb erfrorenen Krieger alle fibi: 
vijhen Sedanken, die defjfen Sein umnachtet hielten, austreibt und die fteifen 
lieder, Mark und Blut mohlthHätig durchdringend, dem Menjchen wiedergibt. 
Mit folchen praktijdh-philojophychen , frei nach Schiller umgemodelten Se: 
danken jchlürfte ich meinen Kaffee, machte Toilette, die ich troß aller Sorgjalt 
nicht al3 falonmäßig aufftellen will und Hatte den feiten Gedanken gefaßt, 
heute wieder etliche Briefe in die Heimath zu fenden. Über wieder einnıal Die 
Xehnung ohne den WirthH gemacht! 
Sa’ Yunere der Natur dringt Fein er[haffener Seijt, fagt Cchiller oder 
Göthe oder irgend ein AUuderer Irgendwo; aber in’S Innere der Talche dringt 
die Natur, nämlich der Regen, der Impertinenz genug bejaß, meine fämmtlich 
zummirten Couvert$ ohne mein Wifien und Zuthun zufammenzupappen und 
9 frönte das Werk noch dadurch, daß ich auf der Talche fehlafend die Cou- 
yerts$ preßte und dabei trocknete, weshalb ich meinen ganzen Vorrath als un: 
brauchbar erklären mußte. . 
Mit dem Brieffchreiben war’8 nun einmal nichts; die uns umgebende 
Yatur beftand aus einigen Bra: und Stoppelfeldern, einem altersjhwaden 
Wald, nebit einem dahinter verfrodhenen Dorf, kurz und gut, oder vielmehr 
Sprz und fchlecht, daß man fi nicht in Berchtesgaden am Ufer des Königs: 
7ee’8, zu Aüßen des Wabınanun’8 aufhielt, merkte aan auf den erften MNlick. 
M3 Mittags für das Bataillon in dem benadybarten Münzthal für die 
Menage Wafjer geholt wurde, ging ih zum Zeitvertreib mit. Gin Wirthshaus 
dortfelbit fhenkte merfmürdiger Weije Bier aus und hatte fih einer zahlreichen 
Kundfjhaft zu erfreuen. Mehrere franzöfiihe Berwundete oder Verjprengte, 
die aus Angft, lebendig gegefjen zu werden, auch iHren Yınm in einer Schlinge 
irugen, bummelten in der Straße; eme ganz ertledlidhe Anzahl wirklidh Ber: 
yundeter lag In zu Lazarethen umgewandelten Scheunen, 
An Brunnen mar nur ein einziger zu entdecken und da noch mehrere 
Abtheilungen dort ihren Gebrauch fchöpjten, fo dauerte die Sefchichte nicht nur 
lang, fondern die fpäter Holenden bekamen au Wafjer, dejfen Analyfe außer 
dem Sauer: und Waljerjtoff nod) ganz jonderbare organifhe und unorganiiche 
Siemente und Berbindungen zu Tage gefördert Hütte, 
Brod war Heute als Ueberfluß erklärt, dagegen überliepen uns die Fran: 
‚ofen, mahricheinlich dies vorausfjehend, noch von Wörth her eine Kijlte Zmwie- 
dad, vor dem die Soldaten wie vor dem verfchleierten Bild von Sais ftan:
	        
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