Volltext: Nürnberg's untergegangene Baudenkmale oder Abbildungen von Kirchen und andern öffentlichen Gebäuden, welche ehemals in Nürnberg standen

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Die Thürme waren wie bei der jetzigen Kirche nieder aber viel einfacher in der Construktion. Eine 
Schlaguhr befand sich auch nur in einem der Thürme und in der obersten Spitze desselben ein 
kleines Glöcklein. 
Im Jahr 1696 brannten Kirche und Kloster bis auf die drei tiefer liegenden Seitenkapellen 
nieder und blieben bis zum Jahre 1711 liegen,, wo unter der Leitung von Trost mit dem Wieder⸗ 
aufbau begonnen wurde, dem 1718 die Vollendung folgte. Der jetzige Styl gehört dem Geschmacke 
einer Periode an, wo man das Mittelalter und Alles, was daran erinnern konnte, mit Gewalt un⸗ 
terdrückte, weßhalb man auch die Bauten des Mittelalters nur aus Mitleid, gleichsam, um sie mit den 
neugeschaffenen vergleichen zu können, stehen ließ, neue Gebäude jedoch und Renovationen in einem 
Style vornahm, den man in gränzenloser Verwahrlosung des ästhetischen Gefühls Renaissance taufte, 
der aber von dem späteren Geschlecht in die Kathegorie verwiesen wurde, die seinen vielen Schnör⸗ 
keln zukommt, in die Kathegorie der Zöpfe und Perrücken. Die Grundform der Kirche bildet ein 
Kreutz, in dessen Mitte eine Kuppel sich erhebt. Am Plafond und in der Kuppel sieht man mehrere 
Fresken. Den Hauptaltar ziert ein van Dyck, der im vorigen Jahre (1843) beinahe ein Raub der 
Flamme geworden wäre, indem eine umfallende Altarkerze ein Loch hineinbrannte. Hinter dem Altare 
sind zwei metallne Reliefs, das eine von Peter Vischer, das andere von einem Sohne desselben, 
bemerkenswerth. 
Die drei Kapellen sind noch sehr gut erhalten. Die eine im gothischen Style aufgeführte, 
die Tetzelsche genannt, zeigt an ihrem Aeußern hübsche Verhältnisse und Ornamente; im Innern viele 
Tetzelsche Wappen, einige Fresken und kirchliche Requisiten und ein Relief: die Krönung Maria's von 
Adam Kraft. Die zweite, Euchariuskapelle, ist im altbyzantinischen —A 
durch Säulen getragen. Die Altäre sind gothisch verziert, die Skulpturen daran angeblich von Veit 
Stoß. Die dritte Kapelle, Wolfsgangskapelle, hat eine eigenthümlich construirte Decke Einige nennen 
diese Kapelle auch Martinskapelle, was mit dem im Eingang Gesagten in Verbindung steht. 
Seit langer Zeit schon nennt das Volk die Egydienkirche die Modekirche oder in Nürberger 
Mundart Kleiderschränkchen; weil die Nürnberger Schönen dort gerne ihren Putz zur Schau tragen 
und nach der Kirche oft durch förmliche Spaliere von Stutzern hindurch müssen „um ihren Sonn⸗ 
tagsstagt mustern zu lassen. 
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