Frühere Gestalt und Größe Nürnuberg's.
Die Frage, ob die Burg oder die Stadt zuerst erbaut worden sey, läßt sich nur durch Annäherung
an die Wahrscheinlichkeit deantworten, daß Nürnberg in der Nähe eines festen Punktes, der Burg,
entstanden sey, wobei ebenso wenig angegeben werden kann, woher der Name Nürnberg gekommen,
noch wer sie erbaut habe. Erst die Zunahme und die Lage der Stadt verschafften ihr eine Bedeu⸗
tung in der Geschichte, die mit der Liebe der-Kaiser zu ihr und dem often Aufenthalte derselben,
auf der Burg zunahm, woraus sich den wiederum allerlei Vortheile für sie ergaben. Auf diese
Weise schritt sie dem Höhepunkt ihrer Herrlichkeit dem Mittelalter in steter Vergrößerung entgegen.
Von der ältesten Gestalt und der ursprünglichen Ausdehnung Nürnbergs, das schwerlich aus mehr
als um eine Kapelle (jetzige Sebaldskirche) einzeln liegende Hütten am Fuße eines Berges, worauf
die Burg thronte, bestanden hatte, sieht man heut zu Tage Nichts mehr, nur läßt der durch eine
Mauer gestützte Untergrund der Sebaldkirche vermuthen, daß der Boden sumpsig gewesen und
überhaupt einer Befestigung bedurft. habe. Deutliche Spuren einer städtischen Gestalt und Größe,
wie sie Nürnberg im zwölften Jahrhundert gehabt, lassen sich verfolgen vom Lauferschlagthurm
(damals Stadtthor) die Grübelsstrasse hinab, auf welcher Spur man die ehemalige Stadtmauer
mit ihren Graben bis zum Militärhospitale deutlich wahrnimmt; ferner findet man deutliche Spuren
der Stadtgränze an den: Thürmen, die sich bei den zwei Brücken gegen über stehen, über die man
vom Spitalplatz nach dem Katharinengraben (ijetzt Peterfischergasse) gelangt. Von diesem ehema⸗
ligen Stadtgraben führt die Spur weiter durch das Todtengäßchen, in welchem wieder ein Thurm
der Stadtmauer steht, woselbst man im ehemaligen Stadtgraben das Theater und andere Gebäude
bemerkt. Vom Todtengäßchen aus lief“ die Mauer der Stadt an den Oberzollamtsgebäuden hin
nach dem Zeughaus, wo man vom Färbersbrückchen aus zu beiden Seiten den ehemäligen Graben
wieder vor Augen hat, der nach dem weißen Thurm, (dem einstigen Spitalthore) hinläuft. Eine
Abbildung dieser Stadtlage und ihrer geraden Richtung von der Burg herab, dann in mäßigen
Biegungen nach dem weißen Thurm, so wie auf der anderen Seite von der Burg nach dem Lau⸗
ferschlagthurm hinunter ist auf einem Oelgemälde von Michael Wohlgemuth als landschaftlicher
Hintergrund zu einer historischen Darstellung als Altarzierde in der St. Lorenzerkirche enthalten,
dem diese Nachbildung eutnommen ist.
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