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yon der Welt gering geachteten Freunde des Herrn, oder er erquickte
und tröftete die Armen, die Gefangenen, die Kranken, die Sterz
benden. Denn unfer feliger Tobias hatte eine foldhe Natur,
welche lieber weint mit den Weinenden, als Iaut Lachet mit den laut
Lachenden, obwohl er fih auch gern freuete mit allen denen,
welche fich freueten in dem Herrn und in feinen rechten Saben.
D lKieber Herr! hätte doch einer von uns erft auch eine folche
Natur! Sa, er bittet dich darum!
Mir wollen aber einige von diefen feinen Sefchäften, fo
wie auch von feinen Vergnügungen hier etwas genauer, {0
wie fe uns unter die Hande fallen, betrachten.
9, Menfch, beftelle dein Haus.
Diefe Ueberfchrift ft nun wohl hier in anderm Sinne ge“
meint als gewöhnlich. Denn ich meine damit: ein Menfch,
der Chriftum lKiebt und die Brüder, fo wie das unfer feliger
Tobias that, der fol doch zuerft (obgleich ein Prophet ges
wöhnlidh am wenigften gilt in feinem Baterlande und unter feiz
nen Leuten) für fein Haus, für Vater und Mutter, für Sez
Fchwifter, Frau und Kinder, und AUes was dazu gehört, for=
gen. Denn es ift doch nicht Zufall, daß der liebe Sott mir
gerade diefen da zum Bruder, zum Schwager, zum Sevatter
gegeben hat: die find mir doch näher als andere Leute in
Sachfen und Defterreich, und für die fol ih zunächft zum
lieben Sott beten, daß er fie über AMes, was ich armer, eins
fältiger Menfch weiß, glüclich und felig in Sich und durch
Sich machen möge.
Die Tagebücher unfers feligen lieben Tobias Kießling
enthalten auch fafßt auf jedem Blatte ein herzliches, recht zu
Soft dringendes Gebet für die lieben Seinigen: für Bater und
Mutter, für Brüder und Schweftern und Schwefterkinder.
Denn diefe Lebteren waren ihm, da er felbft fih nie verheiz
vathete, wie eigene Kinder.
Nun, dies Gebet hat der liebe Sott reichlich erhört. Denn
fo fehr auch die Kieben, nun meift bei Soft, ja bei Soft