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der Wegnahme der Verhüllung hängte man zugleich den englischen
Gruss etwas tiefer, entfernte ihn aber 1811 aus der Kirche und brachte
ihn nach der Burgkapelle und später in die Frauenkirche, von wo er
zurückverlangt, in der Lorenzkirche nach den Willen des Stifters wie-
der seine Stätte fand. Statt der starken, schönen Kette, an welcher
vordem das 5 Ctr. schwere Bildhauerwerk hieng, wählte man, da die
Kette auf unverzeihliche Weise abhanden gekommen war, wie so Vie-
Jes dem Indifferentismus und Eigennutz Geopferte, einen Strick, der
im Jahr 1817 riss. Die Wucht, mit der die Sculptur aus einer Höhe
von ohngetähr 40 Fuss auf den Steinboden der Kirche herabstürzte,
hatte die Zertrümmerung zur Folge. Man las sofort die Stücke zu-
sammen und warf sie in die obere Etage der Sakristei, die Krone
aber, die so ziemlich unbeschädigt geblieben war, schlug man für ein
Spottgeld los, 1825—1826 wurden die aus der Sakristei hervorgehol-
ten und unter C. Heideloff’s Leitung von dem Bildhauer Rotermundt
ergänzten Stücke zusammengesetzt und an einer haltbaren eisernen
Kette wieder in der Lorenzkirche aufgehangen, so dass dem Ganzen
jetzt nur die schöne Krone fehlt. Die Idee, die den Künstler bei der
Schöpfung seines Werks geleitet, dokumentirt sich aus der Anschau-
ung desselben; sie geht nicht über die Vorstellungen des Zeitalters
hinaus, in der es entstanden ist; zu allen diesen Vorstellungen gehört
der katholische Glaube als wirksames Bindemittel zwischen irdischen
and himmlischen Erscheinungen, der in früherer Zeit so lebendig in
dem kindlichen Gemüthe der Menschen gehegt und gepflegt wurde.
Die Hauptfiguren anlangend, steht Maria, die heilige Jungfrau in reich-
faltigem Gewande, die eine Hand auf die Brust, die andere gesenkt
und ein Buch haltend, vor dem in ein Priesterkleid gehüllten Engel
mit leicht gehobener Rechte, in der Linken den Verheissungsstab ih-
res grossen biblischen Geschickes. Auf dem Haupte der Jungfrau
ruht die Taube der Unschuld und des heiligen Geistes, ihr Oberkleid
lüftet ein Engelskind mit der Lilie. Auf dem Haupte des grüssenden