DER CHOR AM SEBALDER PFARRHOF.
Die sogenannten Chörlein an vielen Häusern Nürnberg’s sind eine
Eigenthümlichkeit der Stadt, die aufser Leipzig nicht mehr leicht so
häufig in andern deutschen Städten zu finden ist, nur fällt es mifs-
lich auf, dafs die allermeisten dieser Chörlein den zopfigen Geschmack
ihrer Anfertigungszeit an sich tragen und dadurch dem mittelalterli-
chen Ansehen der Gebäude schaden. Wie wohlthuend -aber ein sol-
ches Chörlein anzuregen im Stande ist, das wird gewifs Jeder bei
Taf. 42. dem Anblick des Chors am Sebalder Pfarrhof in sich selbst füh-
len. Dieser Chor fafst eine solche durchaus abgeschlossene und kunst-
gerechte Harmonie gothischen Styls in sich, dafs auch nicht ein Stein-
chen aufser seinem Verhältnisse steht. Der Pfarrhof selbst stand
schon im Anfang des 14. Jahrhunderts, brannte 1361 nieder und wurde
erst 1513 — 1515 durch Melchior Pfinzing, wie. er heute noch
steht, wieder aufgebaut , durch denselben Pfinzing, der in dem
Pfarrhofe den von Kaiser Maximilian geschriebenen Theuerdank
bearbeitete. Der Chor selbst im Sechseck construirt ruht auf einem
mehrmals mit Laubwerk durchzogenen Gesims, das von einem acht-
eckigen gezierten Pfeiler gestützt wird. Die schön ornirten Spitzbo-
gen der Fenster sind zwischen niedlichen Pfeilern gleichsam einge-
rahmt , die von Engelein getragen werden. In den Fenstern hat sich
Veit Hirschvogel durch Glasmalereien verewigt; Wappen der Dill-
herr, Toppler, Pfinzing, Grundherr, Thumherr, das Wappen
der Stadt und jenes der Propstei, dann die Jungfrau Maria. wie sie