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Dieser runde Thurm, den ein Wächter bewohnt, ist der höchste Punkt
Nürnberg’s und läfst nach allen Seiten hin die freieste und weiteste
Rundsicht zu. Der fünfeckige Thurm aber ist als der älteste Theil
Nürnberg’s zu betrachten, der wohl erst später in das Stadtbereich
gezogen wurde und lange vorher vielleicht als einsamer Wartthurm
gestanden haben dürfte. Die Annahme aber, als stamme der fünfek-
kige Thurm aus Nero’s Zeit von diesem Cäsar und der Name Nürn-
berg leite sich von Neroberg ab, ist eine ganz bestimmt zu verwer-
fende, da niemals Römer in diese Gegend gekommen sind, und auch
die Form des Thurmes nichts Römisches aufweist. Die Freiung nächst
diesem Thurme bietet wieder eine ganz liebliche Fernsicht von weitem
Kreisausschnitt. An der Mauerbrüstung des Stadtgrabens sind einige
Paare Spuren von Pferdehufeisen eingehauen und redselige Führer
deuten mit wichtiger Miene auf das Boulevard hinüber und erzählen,
dafs einst der Raubritter Eppelein von Gailingen auf muthigem
Rosse durch einen Satz seiner Gefangenschaft entronnen sey; eine
Sage, die mit anderen deutschen Sagen von gewaltigen Kraftsprüngen
in einen Kreis gehört.
Es sind weiter oben zwei Kapellen, die an den Heidenthurm an-
stofsen, genannt worden , welche ausführlicher erwähnt zu werden
verdienen, vorher aber möge das steinerne Bild (ganze Figur) des
Apostel Petrus angeführt werden, das auf einem Kragstein mit hby-
zantinischen Verzierungen unter einem blechernen Schutzdach an je-
nem Theil angelehnt ist, der mit einem neueren (1562) zusammen-
hängt. Auf diesem Kragstein steht eine nicht mehr zu lesende Jahr-
zahl, die sich wahrscheinlich auf die Periode des Entstehens der Ka-
pellen bezieht, deren untere die Margarethenkapelle ‚die ältere Taf. 33
ist, ein düsteres Rundbogengewölbe von vier Säulen und zwei Pfei-
lern getragen, erscheint sie sehr gedrückt und massig. Die Basen
und. Capitäle der Säulen sind byzantinischen Styls., abwechselnd in
den Zeichnungen, das eine mit Adlern, ein anderes mit Löwenköpfen
versehen. Der Altar steht in einer Art Nische, in welche man durch
einen Rundbogen gelangt.