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AS Herkules zu dem Alter gelangt war, in dem der
Menfjdh zu wählen hat, ob er den Weg der Zugend oder
des VafterS gehen wolle, begegneten ihm in einem Walde
Zwei groß’ und lange Frauenbild”,
Die ein’ br züchtiger Gebärd”, _
EChrbar, jam aller Ehren wert,
Mit fremder Farb’ nicht g’fhmüct und malt,
Sondern von Natur wohlgeftalt.
Shr ganzer Leib jauber und rein
Schneeweißer Farb’ ihr G'’wand erjdhein.
Aber das and’'re große Weib
War unterfchiet und feift von Leib,
Yuch war ang’ftrihen ihr Ang’ficht,
Hatt' an ein Kleid Höflich geziert,
Sejchaut” fich felbft oft mit Begierd”,
Db andre Leut ihr'r Achtung hatten,
Schauet oft um nach ihrem Schatten.
Die erfte naht ihm züchtig, die andere aber eilt auf ihn
zu und bverjpricht ihm, wenn er ihr folge, alle8, wa8ß fein
Herz begehre, „gar Köjtlidgy Trinken und Ejjen, famt allem,
das Freud’ mag erwecken,“ Holdjelige Buhljchaft und ohne
Mühe erworbenen Reichtum.
MS Gerkule8 ie nach ihrem Namen fragte, ant-
Morxtete fie:
Mein G’fellihaft nennt man die Wohlfahrt;
Aber gleichwohl mein Widerpart
Mich Ichmähen und Untugend nennen.
Darauf trat daS andere Weib zu ihm und fprad) die
Doffnung aus, daß er fi ihr anjdhließen und fih durch
tapfere Thaten auf Erden berühmt madjen werde. Dies
jei aber nur möglich durch Arbeit, Mühe und Sleiß.
Wilft du, daß dich auf diefer Erd’
Die Leut’ auch Haben lieb und wert,
So mußt dur fie vor allen Sachen
Mit Wohlthaten zu Freunden machen.
Wilit du auch bei den Bürgern dein
Ehrlich und wohlgehalten fein,
So mußt beweifn dein’m Vaterland
Sutthat, beides mit Mund und Hand.