Sechstes Blatt.
Ansicht vom oberen Burgzwinger gegen das Thier-
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gärtner- und Neue- Thor.
| Wanderung führt uns jetzt in den inneren Schlofshof selbst, dann über denselben und durch eine
schmale Thüre sogleich in das Freie. Wir stehen auf dem oberen Burgzwinger, der als Garten ‚den
Fuls des alten Schlosses mit lieblicher Frische verziert. Ueber den idyllischen Vordergrund hinweg
sehen wir ein reiches saftiges Grün sich ausbreiten: zunächst die Bäume des unteren Schlofszwingers,
welche uns die Aussicht in den tiefer liegenden gartenartigen Stadtgraben verdecken. Im Mittelgrunde
treten drei Hauptgebäude in mäfsiger Entfernung von einander hervor: das schon früher besprochene
Pilatus-Haus, welchem gegenüber das Dach des Albrecht-Dürers-Hauses steht, das Thiergärtner-
und das Neue-Thor. Vom erstern aus erstreckte sich sonst der Park der Burggrafen, und der zu-
nächst liegende Theil desselben, der Thiergarten, gab dem Thore den Namen. Der alte viereckige
Thurm ist sehr gut erhalten, Seine oberen Ecken sind durch schöne Erker verziert, an der dem Aus-
gang zugewendeten Seite (in unserm Stich helle gehalten) sind die drei Stadtwappen, in Erzgufs, ein-
gelassen. Das Thor selbst, welches dicht neben dem Thurme ist, hat einen langen bogenförmig gezo-
genen Thorweg, der hoch und breit gewölbt ist. Die umgebenden Brustwehren bilden eine sichere
Schutzwehr des festungsartigen Eingangs. Das Neue-Thor hat, gleich den andern drei Hauptthoren
der Stadt (Laufer-, Frauen- und Spittler-Thor), den grofsen in breitem Umfang gerundeten Thurm,
der in statilicher Festigkeit sich schwerfällig hinpflanzt, durch seine zirkelrunde und saubere Bauart
aber der Zeit (1552—1557) alle Ehre macht. Diese Thürme haben eine Wohnung für den Thürmer,
und waren ehemals auf dem hohen Stückboden mit sechs Kanonen versehen. Zwischen beiden Thoren
gewähren wir die Anlagen der Rosenau; rechts neben dem Neuen-Thore die Bärenschanze mit
der Caserne der Chevauxlegers. Die Pappeln darüber hin gehören zur Fürther Allee