4
Dieses ploötzliche Hervortreten einer fertigen Stadt, welche sich
damals freilich nur zunächst um die Burg in der Ausdehnung
ovon der Gegend der Sebalduskirche bis zu der damals noch
außerhalb der Stadt belegenen Martinskapelle, der jetzigen Aegy—
dienkirche, gruppirte, erscheint weniger auffallend, wenn man die
Bodenverhältnisse in Betracht zieht. Denn der Boden zwischen
der Burg und der Pegnitz und überhaupt auf der nördlichen
Seite des Flusses in dortiger Gegend bestand aus unfruchtbarem
Sande und sumpfigem Moorgrund, so daß daselbst ein Dorf,
aus welchem allmälig eine Stadt erwachsen wäre, nicht wohl be—
standen haben kann. Vielmehr rechtfertigt sich die Annahme,
daß, als die Burg vielleicht wegen der in den dortigen ausge—
dehnten Waldungen von den Kaisern oöfters abgehaltenen Jagden
errichtet und im Anschlusse an dieselbe eine der Verehrung des
Heiligen Sebaldus gewidmete Kapelle erbaut war, vermittelst der
aus Franken und Bayern zusammenströmenden Elemente die
Stadt mit großer Schnelligkeit sich erhob und auf einem zum
Landbau wenig geeigneten Terrain, dagegen aber an einer Haupt—
verbindungslinie zwischen Süd- und Norddeutschland belegen, sich
alsbald den Gewerben und dem Handel zuwandte.*) Wir wissen,
daß bereits Heinrich JIV. sich öfters dort aufgehalten, daselbst
auch die Abgesandten seines gewaltigen Gegners Gregor VII.
empfangen hat und das erste bedeutendere Ereigniß, in welchem
die Stadt selbst handelnd auftritt, ist ein Akt der Treue gegen
diesen vielgeprüften Kaiser und des Festhaltens an der Kaiserlichen
Autorität, indem sie bei der Empörung Heinrichs V. gegen seinen
Vater treu bei dem Letzteren ssand und deshalb im Sommer 1105
zwei Monate lang von dem Sohne belagert wurde, welchem sie
sich auch nach harnäckiger Vertheidigung auf den eignen Befehl
*) Nürnbergs Vorzeit und Gegenwart von Lochner S. 8 ff., ein sehr
brauchbarer und übersichtlicher Leitffaden für das Studium der Nürnbergischen
Geschichte, welcher nebst verschiedenen anderen einzelnen Abhandlungen des um
die Geschichte und Alterthumskunde Nürnbergs hochverdienten Verfassers der
obigen Darstellung mehrfach zu Grunde gelegt ist.