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Zeit von Berchtesgaden aus hierher gebracht und verführt
worden“. Die Berchtesgadener Arbeiten müffen in der That
anderer — einfacherer — Art gewefjen fein al8 die der
Nürnberger Drechsler, denn die gejiworenen Meijter der
leßteren bringen vor dem Kugsamt keine Bejchwerde gegen
die. Einwanderung vor, jondern bejchränken jich darauf, zu
erflären, die Einwanderer würden in Mürnberg wegen der
höheren Holzpreije nicht jo billig arbeiten fönnen wie in
ihrer Heimat, In dem umfangreichen Akftenmaterial, das
fih angejammelt hat, da die eingewanderten 15 Familien
trog vieler Berglünftigungen anfangs nicht vorwärts kamen,
findet fich einige8 für unfere Zwecde. Die Berchtesgadener
Arbeiten beftanden in Schachteln, Dreh- und Schnikarbeiten
aus Ahorn, Weiß= und Kotbucdhe und Elmenholz. Satterer
gibt im Tedhnologijchen Magazin folgende Bejchreibung ihrer
Produkte !): „Alle ihre verjchiedenen Spielwaren find mit
bunten Farben, die fie mit Leimwafjer anmachen, bemalt
und werden, wenn fie tiroden find, um ihnen einen be-
jJonderen Glanz zu geben, mit bloßent Leimwaffler ange-
ftrichen, weshalb fie auch Feine Näffe vertragen.“ In
einigen Preiszetteln, die unZ erhalten find, finden wir
Schlangenfäftlein, Tiere, Bettftättlein ıt. f. w. aufgeführt.
Die Betriebe waren ganz Mein, in der Kegel arbeitete jeder
Mann allein, und Frau und Kinder halfen dem Familien-
vater bei der Arbeit. Ueber den Verbienft Laffen fich Feine
Berechnungen anftellen, indefjen gibt ein in der Borftadt
W5hrd wohnender Berchtesgadener Schnikermeifter im Jahr
1753 feinen „Sohn“ zu zwei Gulden die Woche an?); der
bejondere‘ Anlaß, durch den er zu diejer Angabe gezwungen
” S. 176.
?) Alta, die Berchtolsgadener Emigranten betr. (YWHfkt im Kal. Kreis:
archiv NMılrnbera).