Objekt: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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gutem Namen, unter vieler Schmach, Verachtung und UndanFk 
erEaufen, und doch bin ich noch. fo von Herzen an mein Defterreichs 
Bion attachirt und gefeffeltz und wenn ich ihm gleich nicht mehr 
mit Silberlingen oder Banco = Zetteln dienen Kann, fo fteht ibm 
Leib und Leben, ja meine lebten Blutstropfen zu Dienften. “ 
Sn folchen Fällen, wie der war, der bei unferm feligen 
Tobias eintrat, wiffen fich fonft Andere zu helfenz Kießz 
ling aber gab freu und redlich daran, AUes. was er hatte, 
damit nur Andere fo wenig als möglich bei feinem Unglück 
Leiden möchten. Und fo gefchah e& denn nach einigen Jahren, 
baß er das Haus feiner Väter nicht mehr fein eigenes nennen 
Fonntes daß die Handlung ganz aufgegeben werden mußte, und 
nun diefe treue Seele die Wahrheit jener Frage Seines Herrn 
an die Inger, welche auch nichts Eigenes auf der Welt hatten, 
und ihre Beantwortung in Ihrer ganzen Wahrheit an fich felbft 
erfahren folte: Habt ihr jemals Mangel gelitten? — Nein, 
lieber Herr, niemals, 
Denn fiehe, der freundliche Mann, der das Kiefling he 
Haus unter den Hutern, in welchem unfer Tobias geboren 
und aufgewachfen war, geFauft hatte, bot unferm lieben Seliz 
gen freie Wohnung auf Lebenslang in den flillen Zimmern an, 
welche, nach einer freundlichen Straße auf die andere Seite 
des Haufes hinausgehen. Und Der, welcher das Schreien der 
jungen Raben hört, wenn fie in der Morgendämmerung nach 
Futter ächzen, Der, welcher feinem Knecht am Bache des. 
Slendes felbft durch Naben zutragen ließ Fleifih und Brod, 
forgte auch für unfern lieben Tobias am Bache feines Elendes, 
Er hatte oft von Seiten her, an welche er niemals gedacht, 
Erquicung und Unterftüßung die Fülle. Es war, als follte der, 
der fein ganzes mühereiches Leben hindurch gar fo wenig an fi 
felbft und feine eigene Pflege gedacht hatte, noch recht genSthig£: 
werden, die Fülle des Segens aus der Hand feines Herrn. ans 
zunehmenz und feine an das Mittheilen fo gewöhnte Hand fand 
von dem, was ihm felbft mitgetheilt worden, immer auch noch 
etwas übrig, um andern Nothleidenden zu geben. 
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