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derten gebieterisch ein Weiterbauen und Weiter—
schaffen.
Seine Schöpfungen konnten ohne ihn leben
und doch, wie viel war noch zu tun, wie viel
lag noch im Argen. Wie sah er noch an allen
Ecken und Enden das Unzulängliche und Unvoll⸗
kommene. Und schwer wurde ihm, bitter schwer,
abtreten zu müssen von der Stelle, wo er noch so
viel hätte helfen und nützen können. Neben dem,
was noch zu tun blieb, wollte ihm schier das Ge—
leistete zu wenig, zu gering erscheinen. Und doch
so gar gering konnte es nicht sein, da es so sehr
bekämpft werden konnte.
Der 21. August brachte denn auch die Ent—
scheidung: Bürgermeister Rottmann war trotz seines
starken Anhangs nicht wiedergewählt.
Fast heiter kam Rottmann zu den Seinen nach
Hause, und wie er ihnen von der Entscheidung er⸗
zählte, mischte sich kein bitteres Wort in die Rede.
Er war schließlich ein wenig müde und war
es zufrieden, auszuruhen, dem Geschäft sich zu
widmen und den Studien und Arbeiten, die so
lange ganz hatten zurücktreten müssen; er war froh,
aus der Offentlichkeit sich zurückziehen zu können in
sein Privatleben.
Noch lagen Monagate vor ihm, die er seiner
Stadt widmen durfte. Er fühlte aber, sie ließen
ihm kaum noch Zeit, Saaten auszustreuen; das
Aufgehen der Saaten konnte er nicht mehr fördern.
Anne war tief erbittert, sie hatte immer noch
geglaubt, daß aus dem Kampf der Vater als Sieger
hervorgehen würde. Sie konnte über Christophs
Gleichgültigkeit in heftigste Erregung kommen und
konnte mit Hünnebach zanken, der in der Nicht—⸗