Volltext: Des Bürgermeisters Töchterlein

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— — 
Oder mir die Sonn' aufgehen. 
Dieser Dolch schafft dir Vergeltung, 
Falls ein Feigling er sich weigert, 
Sich für seine hochwohledle 
Haut in offnem Kampf zu wehren. 
Nein! Halt ein! warnt ernst die Mutter 
Und zeigt zitternd auf zum Himmel, 
Schau das ferne Wetterleuchten, 
Mild zuckt auf es, immer schwächer, 
Wo vor kurzem noch der Blitze 
Flammenmeer hat rings gelodert. 
Sollte, der dem wilden Feuer 
Des Gewitters Halt geboten, 
Nicht den Feuerbrand bezähmen, 
Der in eines Menschen kleinem 
Ungestümem Herzen glühet! 
Auch in meiner Brust hat viele 
Jahre wild ein Brand gewütet, 
Daß ich tausendmal den Mörder 
Und mein Dasein mit verfluchte. 
Rachgedanken mich nur füllten 
Und noch schwärzere des Selbstmords. 
Bis mir eines Tags ein frommer 
Pater, der mich darf besuchen 
Aus den heilgen Schriften vorlas 
Liebet, liebet eure Feinde, 
Segnet die, so euch verfluchen, 
Wohl thut denen, die euch hassen. 
Da fiel mirs wie linder Regen 
In die haßdurchglühte Seele. 
Nun erst lernte ich erkennen, 
Daß auch ich durch eigenmächtig 
Handeln an dem Undheil schuldig, 
Und ein heiß und sehnlich Dürsten 
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