ansahen, wohnten auch diesem Vorgang mit der neu—
gierigen Gleichgiltigkeit der Dorffugend an.
Verlassen wir das Lamm und betrachten uns
nur noch von der Doppeltreppe vor dem Hause die
Aussicht! Schräg gegenüber, auch wieder auf meh—⸗
reren Stufen zu erreichen, das Haus des 2. Spezerei—
händlers am Ort, bemerkenswert dadurch, daß ihm,
von oben nach unten zunehmend, die scharfe Ecke
abgeschnitten ist, um den Verkehr durch die schmale
Gasse nach der „Linne“ zu erleichtern, einem freien
Platz, wo vor Jahren einmal eine Linde gestanden
sein mag, während jetzt in der Mitte nur der grob
gezimmerte Schlitten für die Feuerkufe steht, der
aber so lange außer Gebrauch war, daß er in seiner
Bedeutung als solcher von uns gar nicht gekannt
wurde, wohl aber jederzeit dicht besetzt war von
Kindern, die, noch nicht schulpflichtig, dort schon ihre
jüngeren Geschwister hüteten.
In dem nächsten Haus an der „Linne“ —
man siehts noch von unserem Standort, während
der übrige Platz durch ein einzelstehendes, immer
etwas rätselhaftes Anwesen verdeckt ist — da habe
ich manchen Eierring geschenkt bekommen von unserer
einstigen Dienstmagd. Was aber das größte Er—
eignis war, ein Bruder und ein Vetter des Besitzers,
ihres Zeichens Kellner, kehrten eines schönen Tages
von Amerika zurück. Daß sie nicht mehr in Bauern—
tracht waren, — der eine trug vielmehr grauen
—DDDV
kragen, noch nach über 40 Jahren erinnere ich mir's,
als wäre es gestern gewesen — das hielt ich wohl
für selbstverständlich, aber daß sie mit kaum hör—
barem Schritt über die Erde hinschwebten, das gab
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