entschwunden. Ich weiß nur noch, wie die ganze
Familie um ihn saß und alle guten Worte und
alle guten Mittel nichts verfangen wollten; sein
Leib blieb verschlossen. Und als er endlich, endlich
unter einem durchdringenden Schrei sich und die
Seinen von der Marter erlöste, da gab es Jubel
und Freudentränen. — Erfahrt einen anderen Aus—
gang und ihr werdet nicht lächeln ob solcher Tränen!
Schön aber war es an Sonntagen, so lange wir
zum Kirchenbesuch noch zu klein waren, von den
Fenstern aus „die Kirchenleut“ zu betrachten. Die
alten Männer hielten getreu am schwarzen Drei—
spitz, und wenn ihre bis über die Waden hinab—
reichenden Rockflügel auseinanderschlugen, gewahrte
man Stulpstiefel und weiße Strümpfe, sowie kurze,
schwarze, bockslederne Hosen. Die meisten Männer
fedoch hatten den Dreispitz bereits mit der dunklen
Schirmmütze vertauscht und verdeckten dünne und
dicke Waden gleichermaßen durch lange Tuch- oder
hausgewebte Hosen, deren Schlitz an den beiden
Außenseiten der Beinenden wohl zum guten Sitzen
auf'dem Stiefel beitragen sollte. Jüngere Männer
und namentlich Burschen waren wohl auch schon
vom langen Rock zum kurzen Spenser fortgeschritten.
Alle aber trugen gleichwie das Gesangbuch unter
dem Arm, so „ihre Schmecken“ im Mund oder
hinter dem Ohr. Welch eingefleischte Verehrer un—
serer Tracht und Sitten wir älteren Brüder waren,
beweist unser beiderseitiges Entsetzen, als wir bei Nürn—
berg zum ersten Mal die Bauern in der Umgebung der
Stadt in braunen Strohhüten ihre Feldarbeit ver—
richten sahen. Es schien uns der Höhepunkt der
Verweichlichung, weil unsere Bauern daheim eben,
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