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Röniꝙgstag.
Ein Tag in ihrem Hause zählte — wenigstens
vor dem Jahre 1868 — zu den schönsten im Jahr,
der Königstag. Da sammelte sich auf dem Maxplatz
das Militär und die Bürgerwehr zur Kirchenparade.
Aber — ehrlich gestanden — die Bürgerwehr zog
uns weit mehr an als die Linie. Warum? Ach Gott,
auch wir Buben, nicht allein die Großen, machten
Vergleiche! Und welches Vergnügen, Bekannte und
Verwandte oder Nürnberger Typen in dieser Ver—
kleidung zu sehen!
So begegnete — ewig unterwegs — jedem,
der nicht blind war, tagtäglich in allen Vierteln der
Stadt ein Vertreter der Zunft, die ebenso notwendig,
aber nicht so nahrhaft wie Bäcker und Metzger ist,
die Neuigkeiten der Stadt verschleißt und sich jedem
durch eine untrügliche Geberde verrät, als wolle
sie nämlich die letzten Reste Seifenschaum von den
Fingern schleudern. Dieser Mann also hat lange
gelebt und gewirkt und sich darum auch meiner Er—
innerung eingeprägt, aber die einzige Veränderung,
die in der Zeit seines Erdenwallens mir an ihm
auffiel, war die, daß seine schwarzen Haare, die sich
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