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XXIV —
begann, mit unverhohlener Deutlichkeit ausgedrückt in seinen
Mahnungen an den neuen König Joseph von Neapel:
„Nur mit heilsamem Schrecken wirst du der italienischen
Bevölkerung imponieren. Lege eine Kontribution von dreißig
Millionen auf das Land; die Soldaten und Generale müssen
im Überflusse leben.“ „Mit Liebkosungen gewinnt man die
Völker nicht.“ Ganz ähnlich verfuhr seine Armee in Deutsch—
land. Daß es ihm nicht bloß um eine Repressalie gegen
Osterreich zu tun war, das zeigt seine Weisung an General
Soult vom 16. Juli (1806): „So groß die Ungeduld, mit
der ich die Rückkehr der Armee erwarte, so sehe ich doch
mit Mißmut ein, daß sich ihr Heimzug noch um einige
Tage verzögern muß, um die deutschen Dinge völlig in
Ordnung zu bringen: denn da darf man nichts Unfertiges
im Rücken lassen.“ Das war die Antwort auf einen der
vielen Berichte, welche nicht bloß sein Botschafter Otto,
sondern auch seine Generäle über die Unhaltbarkeit der
Zustände ihm einsandten. Denn an den Generälen selbst
lag die Schuld nicht, wenn das Land unter den unaufhör—
lichen Requisitionen seufzte.
Marschall Berthier in München lebte durchaus auf
eigene Kosten und gab das Beispiel vollster Uneigennützig—
keit. Auch die Disziplin in der Armee wurde mit Strenge
aufrechtzuerhalten versucht. Aber freilich, man hatte in
dem ersten Anfluge der Begeisterung die verbündeten Truppen
mit einer Gastfreundschaft bewirtet, die auf die Dauer die
Kräfte der Wirte überstieg. So wurden sie der Gäste bald
überdrüssig und diese hinwiederum wollten natürlich auf
die bisher genossene Behaglichkeit und Fülle der Verpflegung